Ewige Jugend

„Commissario Brunettis fünfundzwanzigster Fall“ bietet ein kleines Autorin-/Hauptfigur-Jubiläum – und zeigt, wie produktiv Donna Leon ist, auch in nun höherem Alter. Parallel zum Erscheinen dieses Romans laufen diverse Verfilmungen im TV, zwei unterschiedliche Produktionen, doch alles Wiederholungen: Man darf gespannt sein, was noch „neu“ geliefert wird. Wobei, im Buch liest sich´s viel spannender als das Betrachten laufender Bilder zeigen könnte … „Brunettis Bravourstück. Der Commissario ermittelt in den Tiefen der Erinnerung: Contessa Lando-Continui möchte ihren Frieden finden, doch der tragische Sturz ihrer Enkelin in den Canale di San Boldo lässt ihr keine Ruhe. Was, wenn es kein Unfall war? Brunetti nutzt seine Connections, seine Einfühlung und seine Erfahrung.“ Und dabei muss er sich als wahrer Diplomat erneut erweisen, will man ihm denn natürlich an den Karren fahren, trotz bestens vernetzter Schwiegereltern. Im Laufe der spannenden Geschichte zeigt sich wie so oft, dass nur selten alles ist, wie es scheint. Und Nähe zwischen Personen kaum garantiert, dass sie zueinander stehen, wie sie sollten, aufgrund dieser Nähe. Wie immer, ist natürlich auch dieses Mal Venedig im Mittelpunkt, mit allfälliger Korruption und schlichter Vetternwirtschaft auch inmitten der Questura, mit seinen Vierteln, Brücken und Inseln, den Kanälen, befahren mit Gondeln und Wassertaxis, mit seinen Menschen, die immer weniger einheimisch sind – italienisch und eben doch anders. Und das selbst in „ewiger Jugend“ gefangen scheint, wie die verunfallte Enkelin nach ihrem langen Koma … Und dennoch „La Serenissima“ bleibt. HPR

Hanspeter Reiter