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Die Maschine steht still

Autor E.M. Forster
Verlag HoCa
ISBN 978-3-455-40571-2

Die erstmalig 1909 erschienene Erzählung des Schriftstellers E. M. Forster (bekannt durch den verfilmten Roman „Howards End“) beeindruckt und überrascht. Die 78-seitige Erzählung sei, so Jaron Lanier, „die früheste und wahrscheinlich auch heute noch treffendste Beschreibung des Internets“. Präziser formuliert: des dystopischen Potenzials von Calm Technology im Verbund mit Künstlicher Intelligenz, Emotional Computing, IoT und vor allem der Mensch-Maschine-Verbindung.
Visionär?
Aufgrund welcher Gedanken der Schriftsteller vor der Erfindung des Computers zu dieser Vision gelangte, ist unklar. Klar ist allerdings, dass er die verführerische Macht des Komfortablen, das „die MASCHINE“ bietet, die jede Lebensäußerung und Lebensweise der unterirdisch in wabenähnlichen Labyrinthen, in Einzelzellen, lebenden Menschen steuert und kanalisiert, gespenstisch real erfasst hat.
Das passiert
Die Menschen kommunizieren untereinander fast ausschließlich virtuell; physische Nähe empfinden sie als derartig ekelhaft, dass etwa das Aufhelfen eines Gestolperten als unverschämt beurteilt wird. Sie leben ohne Kontakt zu natürlichen Erscheinungen der Erde und sind ständig auf der Suche nach „Ideen“, um vollkommen zu „vergeistigen“. Diese Vergeistigung kommt allerdings einer Verblödung sehr nahe, wie der Sohn einer Zellenbewohnerin erkennt, und auf der Suche nach dem wirklich Menschlichen, seiner Leib-Seele-Geist-Einheit und der Verbundenheit mit physischer Natur, die „Heimatlosen“ aufsucht, die außerhalb der „zivilisierten Welt“ verborgen auf der Erde wohnen,.
Finale
Am Ende steht die religiös verehrte MASCHINE still, und mit ihr kollabiert die Zivilisation. –
Dieser ohne rhetorische Schnörkel, ohne moralisierende Tonalität und fast nüchtern-sachlich formulierten Erzählung sind zahlreiche Leser zu wünschen – insbesondere Leser im Umkreis jener, die an die so genannte gute Macht des Internet „glauben“.

Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

Regina Mahlmann