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Apollokalypse

Autor Gerhard Falkner
Verlag Berlin
ISBN 978-3-827-01336-1

Das sei kein autobiografischer Roman, so versichert der Autor in einer Art Kurz-Nachwort. Beibehaltene Namen (aus der Berliner Szene offenbar) seien respektvoll gemeint … Also doch viel selbst Erlebtes oder was? Wie auch immer, es geht um: Berlin, die Stadt, in der Zeit vor und nach der Wende – immerhin ist der Roman auch im Berlin-Verlag erschienen. Und es geht um Menschen, miteinander verflochten …
Einblick
Mit dem Titel „Vorfeld“ stimmt der Autor seine Leser quasi ein, kurz und zackig auf einer Seite: „Wenn man verliebt ist und gut gefickt hat, verdoppelt die Welt ihre Anstrengung, in Erscheinung zu treten. Das ist unglaublich aufregend, weil es die Bildung von Seele anregt, ohne dass der Verstand sich daran stößt ihren Ort nicht bestimmen zu können … Mit uns beiden war das jedenfalls so.“ Mal sehen, wohin (uns) das führt …
Die Story im Schnelldurchlauf
„Georg Autenrieth ist eine zwielichtige Gestalt in zwiegesichtigen Zeiten, immer wieder taucht er auf in Berlin, der Mann aus Westdeutschland, hält Kontakt mit der Szene, durchsucht die Stadt und zelebriert Laster, Lebensgier und Liebeskunst. Wohin aber verschwindet er dann? Wer ist der »Glasmann«? Und welche Rolle spielen seine Verbindungen zur RAF? Gerhard Falkners »Apollokalypse« ist ein Epochenroman über die 80er und 90er Jahre, eine apollokalyptische Zeit, in der das Apollinische mit dem Dionysischen verschmolz im Tiegel der aufregendsten Stadt der Welt. Dem Vergeuden von Jugend, der Ausschweifung jeglicher Couleur und der Hypermobilität stellt er einen rauschhaften Rückverzauberungsversuch der Welt entgegen.“
Einordnen literarisch
Die ersten Rezensenten gleich voll des Lobes und im Überschwang literarischen Anspruchs, etwa Gustav Seibt in der SZ: „Bulgakows »Meister und Margarita« begegnet dem »Ferdydurke« von Gombrowicz und Oskar Matzerath schrammt an Tyron Slothrop, Bruno Schulz und Wilhelm Meister. Die Hauptrolle spielt die Stadt Berlin selbst, haufenweise gehen Künstlerexistenzen an ihrer magischen Gestalt in die Brüche. Und wenn die RAF sich über den BND mit der Stasi berührt, gerät die Zeitgeschichte unter das Messer der Psychiatrie. Am Schluss nimmt der Teufel leibhaftig das Heft in die Hand. Ein mythologischer Roman von unvergleichlicher Sprachmächtigkeit, ein literarisches Ereignis, das alles auf den Kopf stellt, verfasst von einem »der großen deutschen Sprachzauberer«.“ Das mag auch dieses Zitat belegen: „Kreuzberg kochte in diesen Tagen ein Süppchen, von dem sich heute weder der Kessel, noch auch nur Spuren des Gebräus wiederfinden …Kreuzberg war Westberlins kritische Zustandsgröße, der Übergang von der festen in die, wie wir damals sagten zweifeste Wirklichkeit …“ Olala! Ergo: lesen! HPR

Hanspeter Reiter