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Das Geheimnis der verlorenen Zeit

Autor John Wray
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-07364-0

Netter Anklang im Titel an Marcel Proust mit seinem 10-bändigen Opus, jedenfalls in deutscher Sprache (original lautet der Titel „The lost times accidents“). Doch auf diesen mehr als 700 Seiten geht es eher um eine Kombination von Wissenschafts-Roman (siehe vielerlei Repliken auf Einstein, doch nicht nur …), Science-Fiction und Fantasy – plus Familien-Roman: Darauf läuft es letztlich hinaus, die Geschichte der Tollivers zu erzählen, mit ihren diversen Facetten aus hundert Jahren.
Wie lässt sich der Roman einordnen?
Das meint der Verlag selbst: „“Das Geheimnis der verlorenen Zeit“ ist einer der megalomanischsten Romane der jüngeren amerikanischen Literaturgeschichte: ein gewitzter, raffinierter Mix aus Wissenschaft, Philosophie, Pop und Unterhaltung. Ein wilder Abenteuertrip, vom Wien der Jahrhundertwende bis ins Manhattan der Gegenwart, von der ersten Dimension in die vierte.“ Und von der ersten Generation auch bis zur vierten. „Eingeschlossen in einer Blase angehaltener Zeit sitzt der junge Waldemar Tolliver in einem vermüllten Apartment am Central Park in New York und versucht, Herr seiner Geschichte zu werden. (Aber vielleicht hat er auch nur zu viel Science-Fiction gelesen.) Über hundert Jahre Familiengeschichte muss er erforschen und verstehen, um wieder in die Welt zurückkehren zu können. (Glaubt er.)“ Und stößt auf Dokumente, die letztlich mehr Fragen aufwerfen als sie Antworten geben, was auch an seinen Tanten liegt …
Die Geschichte in Kurzform
Ein grandioses Panorama breitet sich aus: Waldemars Urgroßvater, Produzent eingelegter Gurken und Hobby-Physiker aus dem k.u.k. Znaim, war dem Geheimnis der Zeit auf der Spur. Nein, besser noch: dem Geheimnis menschlicher Reisen durch die Zeit! Leider gingen die Unterlagen bei einem dummen Unfall mit einem Automobil verloren. Drei Generationen von Tollivers – Genies, Kriminelle, Verlierer, Visionäre – ruhen fortan nicht, das Geheimnis zu lüften, obwohl bald ein deutscher Patentamtsangestellter namens Einstein mit ganz ähnlichen Theorien Schlagzeilen machen wird …“, was den Nachkommen des (Er)Finders Kopfzerbrechen en masse machen wird. Ob Tanten oder Enkel …
Die Diskussion der Zeitreise
Es scheint so, dass es eine Maschine für Zeitreisen gibt, versteckt bei den Messi-Tanten, die gesammelt haben was nur immer geht, zum Thema „Zeit“. Und war dann der eine oder andere Tolliver schon unterwegs, jedenfalls von jenen, die empfänglich sind für das Thema? Des jüngsten Tollivers Vater ist es nicht … Wie ist das eigentlich mit Paradoxa, kann der Urgroßvater tatsächlich gerettet werden? Ist Zeit linear – und wieso kann sie dann verlangsamt sein, in bestimmten Situationen? Ein wirres Spiel von Geschehen, Gedanken, Geschreibsel dröselt sich für den Leser nach und nach auf – oder auch nicht. Viel Vergnügen beim Suchen nach dem Geheimnis! HPR

Hanspeter Reiter