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Gesundheit ist kein Zufall

Autor Peter Spork
Verlag DVA
ISBN ISBN 978-3-421-04750-2

„Wie das Leben unsere Gene prägt – Die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik“ ist höchst lesenswert, weil es Sie anregen wird, mal aus veränderter Perspektive einen Blick aufs Gesundwerden (!) zu werfen …

Gesundheit basiert auf diversen Treibern
Ja, wir werden von mehr beeinflusst als von „Natur und Kultur“, also Vererbung und Umfeld – auch die Vergangenheit kommt dazu. Und die beeinflussen wir selbst, täglich aufs Neue… „Warum unsere Gesundheit bei den Großeltern beginnt und bei den Enkeln nicht endet.
Noch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ändert sich derzeit das Verständnis der Fachwelt von dem, was Gesundheit ist und wie die sogenannten Volkskrankheiten entstehen. Bahnbrechende neue Erkenntnisse der modernen Biologie zeigen: Gesundheit ist kein Zustand. Gesundheit ist auch nicht das Gegenteil von Krankheit. Wir werden nicht gesund oder krank geboren. Gesundheit ist ein andauernder Prozess. Die Zellen des Körpers arbeiten unentwegt gegen Alterung und Krankheit. Sie erinnern sich dabei an Umwelteinflüsse und die Folgen des eigenen Lebensstils. Sogar die Erfahrungen der Eltern und Großeltern, deren Ernährungsgewohnheiten oder seelischen Belastungen sind molekularbiologisch gespeichert. Besonders wichtig sind zudem die Erlebnisse aus der Zeit vor und nach der Geburt. Gesundheit ist ein generationenübergreifendes Projekt.“ Auf einen ersten Blick schlicht logisch – dennoch quasi revolutionär:

Epigenetik heißt: Geschehen im Leben kann direkt ins Erbe geschrieben werden!
„Sie beschreibt alle nicht im DNA-Code gespeicherten Informationen, die die Eigenschaften und den Stoffwechsel einer Zell nachhaltig kontrollieren und bei Zellteilungen ähnlich wie die DNA an Tochterzellen weitergegeben werden können.“ (S. 352) Eben, a. „können“ und b. zudem grundsätzlich reversibel sind. Dennoch potenziell entscheidend – und zwar nicht nur für die eigenen Kinder, sondern gar die Enkel beeinfluss können. Besonders einflussreich: die 24 Monate rund um die Geburt. Konkret bereits die drei Monate vor der Zeugung inkl.! Das gibt was „zum Beißen“, will sagen: macht nachdenklich …

Ein paar Stichworte
Wirken von Hormonen, siehe etwa Cortisol „versus“ Oxytocin (S. 52f.) – Überspringen von epigenetischen Markern auf die übernächste Generation: u.a. S. 132f. – Sprachentwicklung, kritische Phase, DNA-Methylierung usw. (S. 176ff.) – Stress-Achse: emotionale Bewertung einer Situation (inkl.Abb.) S. 198ff. (limbisches System?!) – verzahntes Umgehen mit Gesundheit für Eltern und Kinder (S. 256f.) – German Angst auch so ein Phänomen (eher weniger, meint der Autor). Mit ausführlichem Glossar und diversen bestens illustrierenden Abbildungen. Und mit gelegentlicher Diskussion rund um Schulmedizin und langjährigem Ablehnen der Epigenetik – was sich wohl geändert habe …

Was nun tun?
Und bietet Ansätze fürs eigene Verhalten: „Der Wissenschaftsautor Peter Spork schildert anschaulich und spannend, wie die Weitergabe von Gesundheit und Persönlichkeit funktioniert und wie wir die zugrunde liegenden Prozesse steuern können. Er macht auch klar, wie wir als Eltern und Großeltern unseren Kindern und Enkeln den Weg in ein langes, gesundes und glückliches Leben bereiten können.“ Dazu gibt es konkrete Empfehlungen im Schlusswort (S. 346f.), die dem Leser nur allzu bekannt vorkommen dürften: Zuckerhaltiges meiden – Schulsport ernster nehmen – Eltern entlasten – Achtung auf Mutter während und nach Schwangerschaft – Erzieher promoten – psychologische Unterstützung für vernachlässigte Kinder (und belasteter Eltern). In Kenntnis des Wirkens ausführlich diskutierter Faktoren im menschlichen Körper (dem eigenen und jenen von Nachkommen) sollte „action“ folgen …

Hanspeter Reiter