Prinzession Insomnia
Autor | Walter Moers |
Verlag | Knaus |
ISBN | 978-3-813-50785-0 |
„& der alptraumfarbene Nachtmahr“ ist der aktuelle Zamonien-Roman von Moers – ääh von Hildegunst – mit vielen Zeichnungen von Lydia Rode. „Eine traumhafte Liebesgeschichte und eine Reise durch das menschliche Gehirn als rasantes zamonisches Abenteuer“. Was mich natürlich doppelt interessiert hat, kurz nach Erscheinen meines „Handbuch Hirnforschung und Weiterbildung“ bei Beltz (als Hg.).
Eine Reise durchs menschliche Gehirn
Das darf Leser naturgemäß nur bedingt ernst nehmen, wie auch die sonstigen Zamonien-Romane. Dennoch hält sich der Autor erstaunlich nahe an die tatsächlichen Gegebenheiten unseres neuronalen Zentrums, verwendet korrekte wissenschaftliche Namen und schafft es zudem, seinen Lesern diverse Funktionsbereiche leicht verständlich nahe zu bringen, fein! Bis hin zum Ziel der Reise, der Amygdala … Beispiel gefällig? Etwa S. 182: „Sie haben jetzt freien Durchgang durch den Thalamus und uneingeschränkte Reiseerlaubnis von der Stria terminalis über den Nucleus accumbens bis Amygdala…“.
Ein wenig mehr Details
Dies ist die Geschichte, wie sie erzählt wird: „Prinzessin Dylia, die sich selbst „Prinzessin Insomnia“ nennt, ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von einem alptraumfarbenen Nachtmahr. Havarius Opal, wie sich der ebenso beängstigende wie sympathische Gnom vorstellt, kündigt an, die Prinzessin in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher nimmt er die Prinzessin aber noch mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Welt des Denkens und Träumens, die für beide immer neue und überraschende Wendungen bereit hält, bis sie schließlich zum dunklen Herz der Nacht gelangen. Walter Moers erzählt dieses Märchen aus der zamonischen Spätromantik voller skurriler Charaktere mit der ihm eigenen Komik: spannend und anrührend zugleich.“
Sprach- und Wortwitz
… noch mehr als eh schon gewohnt zeichnet dieses Buch aus – und hat mir deshalb besonders Spaß gemacht. Wenn die Hauptperson etwa ihre verballhornten Begriffe und Phasen jongliert, hier „ridikülisierendes Anagrammieren“ genannt (S. 142), herrlich. Siehe etwa „Frechdurchball, Druthochbluck oder Flanganschall: Nun, welche Echtwörter stecken dahinter ? Sehr verspielt auch das „Alphabet der Angst“ (S. 268ff.), beginnend mit der Agateophobie, der Angst vor Geisteskrankheiten, um die es in der Geschichte ja auch geht – oder auch die Zemmiphobie: Na? Ha, die Angst vor Nacktmullen, hätten Sie´s gewusst ?
Die Zeichnungen
… visualisieren mehr denn je den textlichen Inhalt, übers reine Illustrieren hinaus. Erstmals zeichnet eine andere Person als Moers selbst, die sehr viel mit der Geschichte zu tun (Nachbemerkung, S. 337f.): Lydia Rode leidet an „Chronischem Fatigue- oder Erschöpfungssyndrom“ CFS, deren Symptome stark mit denen von Prinzession Insomnia übereinstimmen … – Quasi parallel dazu ist ein erster Teil zur „Stadt der Träumenden Bücher“ als Graphic Novel erschienen. Siehe dazu meine Rez. auf www.comicoskop.de! HPR