Das Original

„Camino Island“ heißt der Thriller im Original, dort spielt die Geschichte fast ausschließlich. Und in Princeton sowie Südfrankreich: „Ein Coup, der die Buchwelt erschüttert“ …

Die Suche nach den Original-Manuskripten
Hier ist zunächst mal die Geschichte in Kurzform: „In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald aus der Bibliothek der Universität Princeton gestohlen. Eine Beute von unschätzbarem Wert. Das FBI übernimmt die Ermittlungen, und binnen weniger Tage kommt es zu ersten Festnahmen. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt und mit ihm die wertvollen Schriften. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida, in die Buchhandlung von Bruce Cable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine junge Autorin an, die sich gegen eine großzügige Vergütung in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll. Doch die Ermittler haben die Rechnung ohne Bruce Cable gemacht, der überaus findig sein ganz eigenes Spiel mit ihnen treibt.“ Und das wird dem Leser relativ bald deutlich – ansonsten wäre dieser Klappentext ein Spoiler  …

Ein exzellent geschriebener Thriller
… ist die Story, vordergründig jedenfalls, wie bei diesem Autor erwartbar: Erwartung bestens erfüllt! Spannend, auf einen Höhepunkt zusteuernd, doch plötzlich – ein dennoch überraschender Plot, bei aller Erwartbarkeit! Dazu zwischendurch aufpoppend eine Parallel-Handlung, die mit den Dieben der Manuskripte zu tun hat. Und die naturgemäß schließlich in die Haupthandlung mündet. Ein wenig Beziehungskisten, die Erinnerungen der Protagonistin an ihre Großmutter, die bei ihrem Aufenthalt in deren früherem Haus (das nun der Familie weiter gehört) wieder hochkommen: Viel Lokalkolorit trägt der Autor bei, die spannende Handlung um Ambiente erweiternd.

Überraschend viel Know-how
… über Bücher, Antiquarisches, Erstausgaben wie auch übers Schreiben steckt mit drin: Daran hat jeder zusätzliche Freude, der oder die sich für Literatur interessiert. Das geht bis hin zu einer Regel-Liste fürs Schreiben, die Bruce Cable seiner Zwischendurch-Geliebten Mercer Mann verbal präsentiert, die selbst Autorin ist, mit einer Schreibsperre und mit einem lukrativen Auftrag versorgt, ihn auszuspionieren, für die Versicherungs-Ermittler, jenseits des FBI: „Ein weiterer Anfängerfehler ist, gleich im ersten Kapitel zwanzig Personen einzuführen. Fünf sind genug, sonst verliert der Leser den Überblick.“ Gut gebrüllt, Löwe, mag Leser dazu denken  … „Nächster Punkt: Wenn du dich unbedingt gewählt ausdrücken willst, nimm bitte Wörter, die höchstens drei Silben haben.“ Da kann ich als Text-Trainer nur zustimmen … (S. 299ff.) Und ich kann sagen: Mit diesem Buch gibt´s viel Lese-Vergnügen durch bestes Text-Verstehen. – Wer auch bzw. mehr Interesse an den Spezialitäten des Antiquar-Berufs hat, orientiere sich z.B. an diesem Blog-Beitrag: http://mentalfloss.com/article/507306/13-secrets-rare-book-dealers. HPR

Hanspeter Reiter