Das Verschwinden der Adele Bedeau
Autor | Graeme Macrae Burnet |
Verlag | Europa |
ISBN | 978-3-958-90125-4 |
„Nach seinem Bestseller „Sein blutiges Projekt“ zeichnet Shootingstar Graeme Macrae Burnet erneut das Psychogramm eines Außenseiters, der von seinem eigenen Wahn an den Rand der Verzweiflung getrieben wird. In seiner schottischen Heimat wurde der Roman zum Kulthit.“ Diese Geschichte für sich jedenfalls ist „arg“ zu empfehlen!
So geht die Story …
Stark strukturierte Alltage kennzeichnen das Geschehen, ob vonseiten der einen oder der anderen Hauptfigur: „Keine Frage: Manfred Baumann ist ein Sonderling. Obwohl als Bankdirektor der elsässischen Gemeinde Saint-Louis in guter Stellung, tut sich der 36-Jährige schwer im Umgang mit Menschen. Umso wichtiger sind für den eigenbrötlerischen Junggesellen seine gewohnten Routinen: ein penibel geplanter Tagesablauf, die regelmäßigen Ausflüge nach Straßburg zu den leichten Mädchen von Madame Simone und die Besuche in seinem Stammlokal. Tag für Tag beobachtet er dort, meist schweigend, die blutjunge Kellnerin Adèle Bedeau. Bis sie eines Abends spurlos verschwindet. Manfreds Welt gerät ins Wanken, als Kommissar Georges Gorski die Ermittlungen im Fall Adèle Bedeau aufnimmt … Wird Gorski, der noch immer schwer an einem lang zurückliegenden Ermittlungsfehler zu tragen hat, diesmal den richtigen Riecher haben und das plötzliche Verschwinden von Adèle aufklären, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint? Und was hat Manfred mit dem Fall zu tun, der auf einmal mit vergessen geglaubten Geistern seiner Vergangenheit kämpft?“ Nämlich dem Verschwinden eines anderen Mädchens vor anderthalb Jahrzehnten, an dessen Schauplatz es den Kommissar immer wieder zurückzieht. Obwohl der Fall geklärt schien ..
Parallelen?!
Im Grunde findet Leser zwei Erzählstränge, immer eng ineinander verwoben: Den einen im (!) Erleben von Baumann, den anderen in jenem von Gorski. Dabei wird offenbar, wie ähnlich beider Leben von Kind an verlief: Sich den (groß)väterlichen Wünschen entziehen, wenn es auch schwer fiel. Zwänge aus Beruf resp. Familie akzeptieren und sich daraus kleine Fluchten zu schaffen – oder schon mal größere. Gewohnheiten des Alltags verfolgen … Erzählt sind intensiv die Gedanken, die diese beiden Personen sich machen – und natürlich das Geschehen drum herum. Doch das scheint fast sekundär, wenn es auch letztlich zum Showdown so führt und führen muss, wie geschildert …
Fragezeichen
… ergaben sich bei mir, was die Autorenschaft angeht: Genannt ist innen Raymond Brunet, der offenbar (lt. dem Nachwort des „Übersetzers“ Burnet (!)) stark autobiografisch geschrieben hat, seinen einzigen Roman übrigens – und damit vielleicht auch das eigene Ende „vor-geschrieben“. Als Autor fungiert auf dem Cover dagegen Graeme Macrae Brunet, der offenbar den Roman ins Englische übertragen hat – die deutsche Übersetzung wiederum hat Claudia Feldmann besorgt. Ein Rätsel, während das der Story abschließend eigentlich kaum eines darstellt, vielmehr erwartbar ist. Wie auch immer, das Nachwort S. 279ff. ist für sich schon lesenswert …. HPR