Mein 20. Jahrhundert
Autor | Kazuo Ishiguro |
Verlag | Blessing |
ISBN | 978-3-89667-639-9 |
„… und andere kleine Erkenntnisse: Vorlesung zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2017“ stellt der Untertitel dieses Büchleins klar.
Ums Schreiben geht´s …
Vielerlei Einflüsse führt der Autor seinen Lesern näher, womit sein Oeuvre auch besser verständlich werden mag: „In seiner vielgelobten Nobelpreisrede zeigt uns Kazuo Ishiguro eindrücklich verschiedene Stationen seines Werdens [von mir verändert] als Schriftsteller. Er spricht von seinem Verhältnis zu Japan und über die unterschiedlichsten Einflüsse aus Literatur, Musik und Film auf sein Denken und Werk, um zu der für ihn zentralen Frage vorzustoßen, was Literatur angesichts der globalen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit leisten kann. – Ein engagiertes Plädoyer für eine Welt und eine Literatur, die Neues wagen und entdecken muss.“ Dazu gehört sein Erleben der neuen Heimat Großbritannien (siehe z.B. S. 18f.), die er dann zweimal entdeckt. Und der „alten Heimat“ Japan, die er erst später wirklich entdeckt.
Um konkrete Werke geht es auch
Den Lesern wird die konkrete Eigen-Interpretation geboten, etwa (S. 27) zu „Was vom Tage übrigblieb“, übrigens sehr zu empfehlen, siehe auch meine Rezension dazu: „…handelt von einem englischen Butler, dem zu spät aufgeht, dass er sein Leben lang den falschen Werten nachgelaufen ist, dass er seine besten Jahre damit vertan hat, einem Nazisympathisanten zu dienen; dass er mit seiner Weigerung, moralische und politische Verantwortung für sein Leben zu übernehmen, dieses Leben im wahrsten Sinn vergeudet hat.“ Und doch ist es (noch) mehr, was dort Leser geboten wird: Die Außensicht auf die britische Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit – wie sie wohl nur aus einer gewissen Meta-Position möglich ist… Sicher ein Grund fürs Nobelpreis-Komitee, diesem Autor jenen für Literatur zu verleihen. HPR