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Sarab

Autor Raja Alem
Verlag Unionsverlag
ISBN 978-3-293-00529-7

In „Sarab“ begleitet Leser den Wandel einer Terroristin im radikalen Wechsel zwischen zwei Kulturen – bis hin zum unsicheren Ende… Erinnert sei an „Das Halsband der Tauben“, von mir hier auch rezensiert…

Die Geschichte des Anschlags
Leser begleitet eine Terroristin hautnah, erlebt das selbstmörderische Agieren – und zugleich, wie schließlich verhindert wird, dass einzelne Kämpfer aufgeben: Sieg oder Tod … „An einem Morgen des Jahres 1979 hält die Welt den Atem an. Ein Trupp von terroristischen Fanatikern besetzt die Große Moschee in Mekka und nimmt Tausende von Gläubigen als Geiseln. Unter den Aufständischen, in Männerkleidern versteckt, ist das Mädchen Sarab.“ Auf dem Weg dorthin beobachtet sie die Männer, mit denen sie unterwegs ist, darunter ihr Bruder: „Sie wandte den Blick zu den bärtigen Männern, die mit ihr in diesem Bus saßen. Sie schienen völlig unberührt von der Gegenwart dieser modernen Stadt. Es war, als hätten sie in ihren Köpfen nur die Bilder von Zelten und Kamelherden.“ (S. 89) Welch klares Bild hier beim Leser entsteht: Aus der Zeit gefallene Menschen, einer Vergangenheit verklebt, die doch eine ganz andere war als häufig (von Muslimen) dargestellt. Es mag platt scheinen, doch auch kennzeichnend sein, dass die Geschehnisse im Jahr 1400 ablaufen – nämlicher islamischer Zeitrechnung: Da herrschte bei uns noch Mittelalter, immerhin ausklingend…

Die Geschichte geht weiter
… verwoben für zwei Personen, die zueinander finden: „Als der Gegenangriff beginnt und es Fallschirmjäger vom Himmel regnet, flieht sie in die Katakomben und stößt auf einen bewusstlosen französischen Soldaten. Durch einen Abwasserkanal schleppt sie ihn ins Freie und versteckt sich mit ihm in einer leeren Wohnung. Zwischen den beiden, die sich zunächst bis aufs Blut hassen, beginnt eine Geschichte, die in Mekka, dann in Paris, alle Grenzen überschreitet. Raja Alem lässt eine Liebe zwischen zwei Menschen entstehen, die auf beklemmende Weise unauflöslich wird.“ Doch was nach Happy-ending aussieht, findet wieder zurück zur Vergangenheit: Da wird Sarab in arabische Landen entführt, von ihrem Geliebten befreit und scheinbar endgültig in Sicherheit gebracht … Zugleich also ein tief gehender Roman einer Liebe und ein erschreckendes Abbild muslimisch-arabischen Fanatismus, in einer auch in deutscher Übersetzung beibehaltenen anderen Stilistik des Schreibens: Lesen! HPR

Hanspeter Reiter