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Hinter den drei Kiefern

Autor Louise Penny
Verlag Kampa
ISBN 978-3-311-12002-5

„Ein Fall für Gamache“ heißt im Original übrigens „Glass Houses“– und das © liegt bei Three Pines Creations: Alle spielen offenbar dort im Kaff am Rande Kanadas … „Die Nr.1-Krimireihe aus Kanada“ wird nun endlich auch ins Deutsche gebracht, vom neuen Kampa-Verlag, der u.a. und primär die Maigret-Romane neu heraus bringt.

Ein wahrer Psychothriller
…tut sich da auf, dessen Handlung sich in zwei Stränge teilt, die dennoch zu ein und der gleiche Geschichte gehören. Eng miteinander verwoben sind, abhängig voneinander, obwohl im Grunde nebeneinander laufend. Doch geschickt aufgenommen von der Hauptperson, die daraus mehr macht: „Three Pines. In den Wäldern Kanadas, nur eine Stunde von Montréal entfernt, liegt dieses idyllische Dorf. Aber am Morgen nach Halloween legt sich ein Schatten über Three Pines. Mitten im Dorf steht eine düster verkleidete Gestalt. Niemand weiß, wer sie ist und was sie vorhat. Auch Armand Gamache, der Polizeichef von Québec, der in Three Pines ein Wochenendhaus besitzt, um sich von seiner aufreibenden Arbeit zu erholen, kann ihr kein Wort entlocken. Was sollte er auch tun? Herumzustehen ist schließlich keine Straftat. Aber spätestens als eine Leiche gefunden wird, bricht Unruhe aus: Warum hat Gamache es nicht geschafft, die Dorfbewohner zu schützen? Monate später, als der Fall vor Gericht kommt, zweifeln alle an der Kompetenz des Superintendent. Und auch Gamache ist sich nicht sicher, ob sein Plan wirklich aufgeht. Ein riskanter Plan …“, der sich dem Leser naturgemäß erst nach und nach erschließt: Sagenhaft, wie die Autorin es schafft, in Häppchen des Lesers Spannung aufrecht zu erhalten, gar weiter zu erhöhen. Übrigens Spoiler-Warnung: Das Nachwort wirklich erst danach lesen  („Dank“ S. 493ff.)…

Ist das gar Weiterbildung?
Ein bestens gelungener Mix aus Unterhaltung und Muster für menschliches Verhalten und Kommunikation, bis hin zur Führungsfigur Gamache: Modelling für Weiterbildner und Führungskräfte! Da geht es um Macht und Wirken (z.B. S. 221) , um Gesetz und übergesetzliche Gerechtigkeit. Der sich opfern, ist Gamache bereit – und schafft es, eine Handvoll Gefolgsleute mitzuziehen, Staatsanwalt im Mord-Prozess inklusive. Zentral die Figur des Cobrador: Lassen Sie sich überraschen! Auch durch literarische Bezüge (Gandhi, Cortes – und die Gedichte der scheinbar dementen und definitiv alkoholkranken Ruth plus Ende Rosa), vielerlei Facetten von Abhängigkeiten (Drogen & Co., Kanada als Transferland gen USA, S. 328 etc.), Zitate aus der Soziologie (siehe Milgram-Experiment, S. 309ff.). Und natürlich das Glashaus (siehe Originaltitel!), in das sich Gamache bewusst setzt, um Zielpersonen zu täuschen – mit allem Risiko inklusive, das daraus entsteht, doch: kontrolliert (etwa S. 397f.). Wer sich ins Glashaus setzt… Dazu feine Wechsel in der Schreibe, teils im Stile des klassischen Krimi noir: Kurz und abgehackt, schon wieder modern… Hoffentlich schiebt der Verlag die früheren Bände bald nach! HPR

Hanspeter Reiter