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Tod in der Villa Saturn

Autor M.R.C. Kasasian
Verlag Atlantik
ISBN 978-3-455-00408-3

„Gower Street Detective, Band 3“ zeigt: Dieser Sherlock-Holmes-Verschnitt scheint gut angekommen, beim Publikum! Und der Autor ist so begeistert, dass er je Folgeband an die 100 Seiten zugelegt hat: Band 1 400, Band 490, Band 3 nun volle – 570 Seiten, fein!

Detektiv und Assistentin
Watson ist hier weiblich – und wird zeitgemäß vom eigenen Patenonkel und (fast) allen weiteren Männern als derart niedergemacht: Intelligenz?! Mitreden wollen?! Andererseits bildet sie einen idealen Gegenpol zur Misanthropie und absoluten Trockenheit in Denken und Reden von Grice. Apropos trocken: Sie trinkt Alkohol, tssss. Sie raucht – oje. Sie isst Fleisch: Wird ja immer schlimmer!! Der große Meister weiß das natürlich, ignoriert es erfolgreich – und akzeptiert gerne, dass sie außerdem a. höchst sarkastisch auf ihn reagiert, ihn gar kritisiert, ihm Widerworte gibt! – und b. freundlich zu anderen Menschen ist. Was manches Mal gar ihm hilft …

Die Geschichte dieses Mal
Um das Ganze in einen Rahmen zu fassen, kurzer Rückblick für Newcomer unter den Lesern inklusive: „Seit dem Tod ihres Vaters lebt March Middleton bei Londons berühmtestem Privatdetektiv, stadtbekannt für seine Brillianz und sein bärbeißiges Wesen. Eines Tages erhält sie die Einladung eines vollkommen unbekannten Onkels in dessen Villa, der sie folgt. Ihr neuer Onkel ist reizend und verschroben – und am nächsten Morgen mausetot. Noch bevor March die Gelegenheit bekommt, selbst herauszufinden, was in der Villa Saturn geschehen ist, rückt sie in den Fokus der Ermittlungen. Sie hat keine Wahl, sie muss Sidney Grice bitten, ihr zu helfen. Doch der hat gehörige Zweifel an ihrer Unschuld. Und je mehr er über den Fall herausfindet, desto mehr zeigen alle Hinweise auf ihn selbst …“. Dabei ist der Band mehrgeteilt: Üblicher Weise erzählt ja March, doch ist sie dieses Mal derart selbst betroffen, dass einen großen Teil ihr „Vormund“ übernehmen muss: Eine völlig andere Schreibe, die die sonstigen Zitate weit übertreffen. Grinsend, schmunzelnd, lachend zu lesen. Obwohl die Geschichte schon heftig ist… Und er nimmt alles allzu genau, siehe etwa (nur als Beispiel) S. 462: „Dann sollten Sie lernen, sich genauer auszudrücken.“ Punkt!

Holmes und Watson?
Übrigens auch mit Anklängen hier an Sherlock, weil ein Gegenspieler von March´s Vater dorthin „gereist“ ist und ihn umbringt, als er ihn dort abholen will. Siehe: Die Familien-Geschichte der Middletons steht dieses Mal im Zentrum des Geschehens! Ist da noch ein happy-ending möglich?? Wenn nur March sofort bemerken würde, was Besonderes um sie herum geschieht – und Grice das weiter sagen … HPR

Hanspeter Reiter