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Der Mord an der Music Hall

Autor Barry Anthony
Verlag Reclam
ISBN 978-3-315-011058-4

„Verbrechen und Laster im viktorianischen London“ nimmt der Autor aufs Korn, Historker und absoluter Experte für diese Zeit, in einer Art Roman-Reportage zu tatsächlich passierten Verbrechen: True Crime heißt´s im TV, im Grunde eine Dokufiktion ist geboten…

Bühnenstück auf der Straße?
Schauspieler sind verstrickt ins Geschehen, das Theater ist immer quasi mit dabei, das Konstrukt entspricht einer berühmt-berüchtigten Mordserie: „Jeder London-Besucher kennt den Strand als elegante, von Theatern und Hotels gesäumte Straße. Doch im 19. Jahrhundert hatte die Gegend noch einen äußerst zweifelhaften Ruf: Gauner und Raufbolde, Schausteller und Komödianten, Prostituierte und Obdachlose tummelten sich in den engen Gassen, während ein geheimnisvoller Frauenmörder mit dem Namen Jack the Ripper die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzte.“ Wie sich vermuten lässt, ein „Ambiente“, das Verbrechen geradezu heraus fordert … Doch kann das vielleicht ja auch als eine Art Bühnengestaltung für ein treffend inszeniertes Verbrechen herhalten müssen?!

Alles viktorianisch?
In der Tat, denn „Barry Anthony lässt das Vergnügungsviertel der viktorianischen Epoche samt seinen skurrilen, oft bemitleidenswerten, aber auch tatkräftigen Bewohnern in diesem atmosphärischen Buch wieder auferstehen. Eine junge Schauspielerin verschwindet, ein beleibter Journalist gründet einen Vergnügungspark, eine Prozession der Heilsarmee mündet in eine Schlägerei mit der Polizei und betrunkene Herren aus der besseren Gesellschaft benehmen sich daneben. Mit scharfem Blick erfasst der Autor sowohl bedenkliche soziale Schieflagen als auch die ganze Farbenpracht eines Mikrokosmos, den es so nie mehr geben wird.“ So erlebt Leser mehr 1 ¼ Jahrhunderte danach unmittelbar mit, was geschehen sein mag, reich bebildert und mit Karten versehen. Spannend geschrieben, wie ein Krimi, mit den „nötigen“ Zutaten versehen, siehe: Zwangs-Prostitution, Drogen-Geschäfte und scheinbar leichtes Leben – für einige jedenfalls … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter