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Berliner Blau

Autor Philip Kerr
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-805-20329-6

„Bernie Gunther ermittelt, Band 12“ deutet als Reihentitel gleich an: weiter geht´s! Der Titel selbst kommt in zwei Versionen in der Geschichte vor – bald am Start, als Gegenmittel (bekannter unter „Preußisch Blau“) zu Thallium, das Mittel der (gewünschten) (Un-)Tat. Und sehr viel später, eigentlich früher, nämlich 1939… Zwei Geschichten parallel also, wie vom Autor gewohnt!

Blau?!
Vielleicht ist die Farbe auch noch (Augen zwinkernd) als Arier-Augenfarbe angedeutet: Seine Zeit als Polizist im Nazi-Deutschland (als eingefleischter SPDler) holt ihn mal wieder ein, in seiner Schein-Identität in Frankreich, 1956: „Bernie Gunther, der immer noch als Concierge eines Grand Hotels an der Côte d’Azur arbeitet, kommt einfach nicht zur Ruhe: Erich Mielke, künftiger Minister für Staatssicherheit der DDR, beauftragt ihn, nach London zu reisen, um eine englische Agentin aus dem Weg zu räumen – eine Bekannte Bernies. Als Bernie sich weigert, den Auftrag auszuführen, gerät er selbst ins Visier der Stasi. Eine atemlose Flucht quer durch Europa beginnt. Immer auf seinen Fersen ist Bernies ehemaliger Kollege Friedrich Korsch, inzwischen bei der Stasi. Korsch und Bernie teilen die Erinnerung an einen Mord auf dem Berghof am Obersalzberg im Frühling 1939. Und Bernie muss erkennen, dass Hitler zwar tot ist, seine böse Macht aber immer noch wirkt…“. Dabei ist das „aktuelle“ Geschehen 1956 nur eine Rahmenhandlung – eigentlich geht es um die Geschichte 17 Jahre früher: Mord am Obersalzberg in Hitlers Refugium, Heydrich schickt Gunther. Dass der alles andere als ein Nazi ist, weiß er – und akzeptiert auch seine freche Schnauze, die zu halten Bernie schwer fällt. So gibt es vielerlei Wortspiele und Wortgefechte – und natürlich löst der erfahrene und clever-kreative Ermittler auch dieses Rätsel, wie erwartet. Sehr zum Missfallen der (konkurrierenden) Funktionäre vor Ort, rund um Martin Bormann… Beide Geschehen kulminieren schließlich am selben Ort, wie auch einige handelnde Personen damals wie „heute“ auftauchen (und Berliner Blau auch damals aufpoppt): Höchst exzellent recherchiert und mit vielerlei realem Geschehen gewürzt, wie die „Anmerkungen des Autors“ belegen (S. 635ff.). Mit Einblicken in damalige “politische“ Wirrnisse, die (auch) die Haare sträuben lassen. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter