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Spiel der Liebe im Minnesang

Autor Beate Kellner
Verlag Wilhelm Fink
ISBN 978-3-7706-6314-2

Faksimiles mittelalterlicher Bilderhandschriften bringen den Zugang auch zur Kommunikation damaliger Zeiten. Und zugleich den zu frühen Comic-Vorläufern, erkennbar z.B. an Spruchbändern (anstelle heutiger Sprechblasen). Einige Abbildungen im Bildteil des 500-Seiten-Bandes (plus Anhang) zeigen genau die (zwischen den Seiten 74 und 75 – näher erläutert S. 25)… Auch zu Themen rund um Sequentialität (innerhalb der Narratologie) hat die Autorin einiges zusammen getragen, etwa S. 52f. – interessant für Comics/Graphic Novels.

Vielklang und Vielseitigkeit von Minne
… ist das Thema dieser Untersuchung, die in fnf Kapiteln ins Detail geht. Auf die Einleitung (u.a. Medialität und Semantiken) folgen: II Vollkommenheit der Dame als Ideal? Eine Projektion und ihre Kehrseiten, III Imaginationen, Träume, Erinnerungen („… Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit“ S. 188; Ergebnisse und Perspektiven S. 296ff.), IV Zeit und Zeitlichkeit im Hohen Sang, V Minne und Minnediskurs (M. als Reflexion der höfischen Gesellschaft, Der Sänger als Vorbild usw. – generell ab S. 394ff. Semantik von Emotionen, etwa Freude und Trauer). Damit stellt die Autorin die Welt des Minnesangs umfassend vor: „Der deutsche Minnesang ist eine der wichtigsten Ausprägungen der europäischen Liebeslyrik im Mittelalter. Die vorliegende Monographie unternimmt in vielerlei Hinsicht eine Neudeutung dieser hoch artifiziellen Liebesdichtung. Bis heute finden wir oft ein zu eindimensionales Verständnis von Minnesang, nach dem besonders der Hohe Sang auf ein monotones Kreisen um die Unerfüllbarkeit der Liebe festgelegt wird. Unter der Oberfläche eines Zelebrierens von Idealen kann man jedoch ein breites Spektrum von erotischen Phantasmen, Spielarten des Begehrens, Imaginationen von Rache und Gewalt, Drohungen, Voyeurismus, Liebe und Krieg, selbstquälerische Zweifel und Narzissmus entdecken. Diesen Imaginationen geht das Buch ebenso nach wie den Idealisierungen der Dame, den damit verbundenen Verkehrungen der mittelalterlichen Geschlechterordnung und der Reflexion der höfischen Gesellschaft in den Liedern.“ Rituale ist das Stichwort, wie sie in jenen Zeiten ja eine besondere Rolle spielten, erinnere nur Heinrichs symbolträchtigen Gang nach Canossa – oder auch die Ritterspiele mit Turnieren… Ein Einblick in eine Welt, die völlig anders „funktionierte“ wie die der heutigen Zeit, siehe die enthaltenen Rollen-„Spiele“ von Mann und Frau (etwa S. 131f., mit Zwischenfazit S. 166f.) – und sich auch deutlich etwa von der Romantik unterschied. Naturgemäß auch von jener von Bauern oder später Bürgern … Vielerlei Beispiele für Metaphorik, um gerade Mehrdeutiges ausdrücken zu können … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter