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Jugendstil skurril: Carl Strathmann

Autor Nico Kirchberger (Hg.)
Verlag Wienand
ISBN 978-3-868-32508-9

„Katalog zur Ausstellung im Münchener Stadtmuseum 2019“, die noch bis 22. September zu besuchen ist, mit immerhin 128 Nummern umfassend und tiefschürfend!

Schwer zu fassendes Oeuvre?
Vielseitig jedenfalls war dieser Künstler, im Laufe seines Lebens mehrfach das Genre verändernd (die Kunstrichtung), sich entwickelnd: „Die Kunst Carl Strathmanns (1866–1939) ist unkonventionell, höchst originell und bisweilen bizarr. In jedem Fall entzieht sie sich weitläufigen Kategorisierungen und changiert zwischen irritierend und faszinierend. Mit einer ornamentversessenen Detailbesessenheit schuf sich der vor allem in München tätig gewesene Jugendstilkünstler eigene Welten von karikaturhaften Märchen, fantastischen Blumenstillleben und Landschaften, symbolistischen Historienbildern und
kunstgewerblichen Entwürfen.“ Dazu gehört gar manch Comiceskes, siehe etwa (S. 198/199 Doppelseite) „der Tells Schuss. Eine Cirkusscene“ in einer typisch sequenziellen episodischen Darstellung (No. 98 A-K), in der ausschließlich die Bilder sprechen. (Doch das gibt es ja auch in der „Comic-Welt“, siehe etwa in aller Regel die Geschichten von E.O. Plauen „Vater und Sohn“!)

Leben und Werk
…sind chronologisch wie thematisch nach und nach aufgearbeitet, eingeführt zunächst mit „C.S. – wiederentdeckt“ und „Ein Original in unserer Zeit“ schließlich der Hauptteil überschrieben mit „Strathmanns Kunst und die Kritik – Auf der Suche nach dem S.-Stil“, dann differenziert: S. und die Kunstgeschichte – Symbolistische Historienmalerei – Das Dekorative – Gesellschaft und Märchen – Blumenstillleben und Landschaften. Abschließend dann die Perspektive „Zur Maltechnik von C.S. – Untersuchungen an fünf Gemälden der Werkgruppe Blumenstillleben“. So wird ein breiter wie tiefer Einblick plus eine vollständige Übersicht dieses zunächst verwirrenden Oeuvres erst möglich: „Der Band deckt alle Aspekte des Werkes ab und präsentiert neben zahlreichen Neuentdeckungen auch einige seiner Hauptwerke, die allgemein als verschollen oder zerstört galten.“ Inklusive starker Einblicke in die verschiedenen Richtungen der Kunst um die Wende 19./20. Jahrhundert, davor und danach (bis Mitte der 1920-er Jahre), ermöglicht durch seine reichhaltigen Kontakte hierhin und dorthin, Mitgliedschaften diverser Zirkel & Co. Anregend der Titel von Ausstellung und Katalog, wenn Jugendstil auch nur einer von mehreren gezeigten ist… Zur Ausstellung siehe https://www.muenchner-stadtmuseum.de/sonderausstellungen/jugendstil-skurril-carl-strathmann.html. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter