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Das Phantom

Autor Jan-Christoph Hauschild
Verlag Edition Tiamat
ISBN 978-3-893-20233-1

„Die fünf Leben des B. Traven“ hat der Autor akribisch recherchiert und daraus letztlich die Identität des „Phantoms“ identifiziert: Eine Abenteuer-Geschichte für sich, aus der viel in dessen Abenteuer-Geschichten eingeflossen scheint … Mehr allerdings erdichtet: A bissal Karl May – und doch mehr…

B. Traven – who?!
Hier wird gleich in der Zusammenfassung aufgelöst, welche Person dahinter steckte: „Im Jahr 1907 beschließt der 25-jährige Maschinenschlosser und anarchistische Gewerkschafter Otto Feige aus Ostbrandenburg, sich nicht länger mit seiner proletarischen Herkunft abzufinden. Er verwandelt sich in den vielbeschäftigten Schauspieler Ret Marut; 1916 in einen erfolgreichen Verleger. In Mexiko erlangt er ab 1924 literarischen Weltruhm. Er nennt sich jetzt B. Traven und behauptet, Matrose, Baumwollpflücker, Ölbohrer, Bäcker, Viehtreiber, Goldgräber, Farmer, Hauslehrer, Forschungsreisender und Medizinmann gewesen zu sein. Erst 1978 führt sein in den Akten des State Department entdecktes Geständnis zur Enttarnung des Phantoms.“ Vorher schaffte dieser Mann es, sich im sozialdemokratischen Milieu eine breite Leserschaft zu erschreiben, meist veröffentlicht in der Büchergilde Gutenberg und deren Satelliten-Verlage. Ein begnadeter, besessener Schreiber jedenfalls, der tatsächlich ein durchaus abenteuerliches Leben führte – anders als Karl May….

Phänomen in Amerika
… denn dort trieb er sich herum – oder ließ sich treiben, wie der Autor im zweiten Kapitel aufdröselt, dem zentralen (S. 13 – 234). Danach folgen Analysen auch in der Heimat, die er verleugnete – und nach der Entdeckung der realen Identität schließlich sein Dasein vor der Emigration (Kapitel 3 und 4). Und immerhin: „Was bleibt, ist das Phänomen Traven: seine beeindruckende Intelligenz, seine erschreckende Bindungslosigkeit, sein ungeheurer Selbstentfaltungsdrang, sein gewaltiger künstlerischer und geschäftlicher Erfolg: Übersetzt in mehr als 24 Sprachen, haben seine Bücher eine geschätzte Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren erreicht. Fast alle seine Romane und viele seiner Erzählungen sind für Kino, Rundfunk oder Theater adaptiert worden.“ Was ein Erfolg also – von dem er zu Lebzeiten wenig hatte… Fazit: „B. Traven ist ein literarisches Phantom. Ein Schriftsteller dieses Namens hat nie existiert. Ebenso wenig haben ein Ingenieur aus Chicago namens Traven Torsvan und ein Übersetzer namens Hal Croves je gelebt. Es sind, wie auch der Schauspieler und Autor Ret Marut, Aliasse eines deutschen Anarchisten namens Otto Feige, der sich viermal neu erfand. In seiner neuen Biografie löst Jan-Christoph Hauschild die letzten Rätsel des B. Traven.“ Doch ist das Buch weit mehr:

Medien-Historie
Denn Verlagsgeschäft, Material-Sammlung und Detail-Recherchen, Schreiben und Vervielfältigen, Auflagen schaffen und mehr – all das analysiert der Autor im Rahmen dieser Biografie. Die damit weit mehr ist, nämlich ein Schlaglicht auf die Buch-Branche, vor allem in Deutschland – doch zu Nazi-Zeiten dann fast „naturgemäß“ auch in der Schweiz. Ein Gutteil der Geschichte der Büchergilde Gutenberg ist hier aufgearbeitet… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter