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Zerbrochene Sterne

Autor Ken Liu
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-32058-1

„Erzählungen – Mit einer bislang unveröffentlichten Story von Cixin Liu“ xxx: Wenn derzeit (April 2020) auch vor allem CoVid19 mit China verbunden wird – die SciFi-Szene jedenfalls ist dort dauerhaft nennenswert …

Science-fiction vom Feinsten
… ist hier in dieser Anthologie zusammen geführt, nämlich die (aus der Sicht des Herausgebers, wie dieser in seiner Einleitung selbst voraus schickt) „…besten Science-Fiction-Autoren aus China in einem Band…“. Zum Beispiel diese: „Ein junger Mann wird dreimal in der Nacht angerufen – und jedes Mal ist er selbst am anderen Ende der Leitung. Genauer gesagt, sein zukünftiges Ich, und dreimal soll er die Welt vor der unausweichlichen Zerstörung retten. »Mondnacht« lautet der Titel dieser Kurzgeschichte von Cixin Liu, die der preisgekrönte Herausgeber und Übersetzer Ken Liu zusammen mit fünfzehn weiteren Erzählungen der besten Science-Fiction-Autoren Chinas in diesem Band versammelt hat.“ Durchaus breit, diese Auswahl, mit höchst unterschiedlichen Ideen: „Manche sind bereits in der Literaturszene etabliert und international berühmt wie etwa Cixin Liu, Hao Jingfang und Han Song, manche gehören zur jungen, ehrgeizigen Generation wie Qiufan Chen und Xia Jia, und andere wiederum sind in der wachsenden Zunft der Geisteswissenschaftler verwurzelt, zum Beispiel Regina Kanyu Wang und Fei Dao. Sie alle entwickeln in ihren Erzählungen einen kritischen, von der Gegenwartskultur geprägten Blick auf China, und manche Texte konnten erst in der Übersetzung überhaupt veröffentlicht werden.“ Auch das natürlich macht den gewichtigen Band von mehr als 650 Seiten zum Schmankerl der besonderen Art!

Genres?!
„Abgerundet wird dieser Sammelband durch drei Essays, die das Phänomen der chinesischen Science-Fiction ausführlich beleuchten und verständlich machen.“ Darin geht es zudem ums Abgrenzen resp. Definieren: Was ist SciFi, was ist Fantasy? Sehr interessant und weiterführend – wobei ich mehrere der Stories tatsächlich eher Fantasy zuordnen würde… Fein der jeweilige Vorstellungs-Text des Herausgebers zu jedem Autor – und teilweise auch ein abschließender Kommentar von diesen selbst! Wie vielseitig SciFi selbst sein kann, zeigt die Breite an Themen (etwa Turing-Maschine, umgekehrte Zeitreise [China Kulturrevolution & Co.], Buchdruck als analoges Internet, Autoren-Varianten (S. 455), Gedächtnis und Erinnern, etwa S. 505), die Formate (etwa Dialog/Interview, z.B. auch Turing, S. 44ff. usw.) – und auch wiederkehrendes Zeitgemäßsein (SARS S. 198). Und das Driften im Medium (rüber zu Anime und Manga, bei den Essays S. 648) und manche Meta-Reflexion (S. 557 z.B. Arthur C. Clarke/Buddhismus). Und natürlich kommt eigenes Erinnern an frühere Lektüre dazu, für eingefleischte SciFi-Fans erst recht: „Der Neue Mond“ S 589ff. etwa an Neil Stevensons „Seveneves“ (wobei dort der Erdmond zerstört wird, mit krassen Folgen für die Menschheit – hier einer zusätzlich auftaucht). Vergnüglich … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter