Management-Illusion
Autor | Hans-Dieter Krönung, Schäffer-Poeschel |
Verlag | sonstige |
191 Seiten
ISBN-10: 3791024922
Preis: 29,95 Euro
„Dieses Buch“, so Hans-Dieter Krönung im ersten Kapitel, „basiert auf der These, dass die Manager von heute das, was sie tun, nicht wirklich verstehen. …. Ich bin überzeugt, dass das Kernproblem des Managements heute darin besteht, dass die Verantwortlichen kein zutreffendes Bild von der Funktionsweise eines Unternehmens, ihrer Organisation, in sich tragen.“(S.3) Um Managern genau dies zu ermöglichen, konzentriert sich der Autor in seinen Ausführungen auf zwei Denkmodelle, die er auch „Philosophien“ nennt: das mechanistische und das organische. Beide Paradigmen bezieht er auf Management als dem Führen von Unternehmen und Mitarbeitenden und lotet ihre Grenzen im ersten und ihre Chancen im zweiten Fall aus. Sehr ausführlich, mit zahlreichen Wiederholungen und illustrierenden Beispielen skizziert er die Charakteristika der Denkansätze, die in der von Prof. Ulrich Ende der 60er Jahre angestoßenen Diskussion auch als mechanistisch und systemisch bekannt sind.
Den Schwerpunkt legt der Autor auf den Nachweis, aus welchen Gründen das mechanistische Denken und Handeln mit seinen Axiomen der Berechenbarkeit, Prognostizierbarkeit und Kontrollierbarkeit in der heutigen Unternehmenswelt scheitert und worin sich dies konkret zeigt. Das „organische“ Paradigma, das das Unternehmen als „Organismus“ betrachtet (eine in der Systemtheorie durchaus problematisierte Metapher) führt er über Chaostheorie, Fraktale und Kybernetik ein und ist bemüht, dem Leser zu vermitteln, dass in diesem Denkmodell mit seinen Handlungsaufforderungen die einzige Chance liegt, Unternehmen heute so zu führen, dass sie am Markt überleben und erfolgreich bestehen können. Diese Notwendigkeit verdeutlicht der Autor vor allem, indem er detailliert die Grenzen des alten Paradigmas markiert und einige Beispiele notiert, wie das „organische Denken“ in Führungshandlungen übersetzt werden kann. Gemessen an der Eindringlichkeit seines Plädoyers bleiben die konkreten Handlungsempfehlungen in den meisten Fällen bedauerlicherweise etwas blass; oft begnügt sich der Autor mit allgemeinen Hinweisen und Appellen.
Die „Management-Illusion“ leitet er eben aus dieser Argumentation her. Das Illusionäre, so der Autor, wurzelt in dem Determinismus des mechanistischen Denkens, in der Annahme, Unternehmen gemäß den Kategorien von Mach- und Kontrollierbarkeit, von exakter Planbarkeit und Vorhersagbarkeit führen zu können. Genau darauf, so Hans-Dieter Krönung, beruhen allerdings sowohl die „wesentlichen Managementkonzepte der letzten Jahre“ (S. 1) als auch die populären Botschaften der „Management-Gurus“. Dieses Denkmuster aber und ihre Annahmen würden der Komplexität des aktuellen Marktumfeldes nicht gerecht und seien deshalb ungeeignet, Unternehmen intern und extern zu steuern.
Dem Leser, der sich in Literatur und Diskussion systemischer und ganzheitlich-evolutionärer Unternehmensführung bereits kundig gemacht hat, liefert das Buch keine neuen Erkenntnisse, und an mancher Stelle erhebt sich die Frage, ob der Autor der neueren Diskussion zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. (Diese Frage legt auch das Literaturverzeichnis nahe.) Der kritische Blick gilt neben mancher theoretischen und/oder sprachlichen Inkonsistenz dem dargelegten Verständnis des Begriffs von Komplexität. Der Gewinn dieser Lesergruppe kann darin liegen, in sehr engagierter und zuweilen persönlicher Weise die Indizien und Handlungskonsequenzen des mechanistischen Denkmusters mit seiner linearen Logik ausführlich und anhand zahlreicher Praxisbeispiele vor Augen geführt zu erhalten. Die Beispiele eignen sich durchaus dazu, eigene Praxis zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.
Dem Leser, der mit der gesamten Diskussion noch wenig vertraut ist, bringt die Lektüre des Buches deutlich mehr Erkenntnisgewinn, insbesondere durch die Gegenüberstellung der beiden Denkmodi und die ausgeführten Beispiele.
Engagiertes Schreiben mag als selbstverständlich gelten. Das Engagement des Autors durch die Zeilen zu spüren, ist es nicht. Hans-Dieter Krönung ist es offenkundig ein inneres Anliegen, sein Plädoyer für ein bestimmtes Denken und Handeln nicht nur schriftlich nieder zu legen, sondern verständlich und glaubwürdig zu transportieren. Das macht die Lektüre sehr sympathisch.