TRIZ für alle
Autor | Dietmar Zobel |
Verlag | sonstige |
Seiten | 285 Seiten |
ISBN | 978-3-8169-2760-0 |
Preis | 37,00 EUR |
„Der systematische Weg zur Problemlösung“ aktualisiert die „Theorie zum Lösen Erfinderischer Aufgaben“ in der Tradition von G.S. Altschuller, von diesem auf der Basis vieler kreativer Vorgehensweisen entwickelt und bis 1985 aktualisiert. Versuch und Irrtum, Brainstorming, Ideenkonferenz sind nur einige davon – Synektik und Morphologische Tabelle strukturieren, Bionik ist die moderne Wissenschaft, die sich dazu gesellt. Es geht um die Lösung technischer Herausforderungen, um Innovationen zu schaffen: Kreative Ideen, die in der Praxis anwendbar und für diese umsetzbar sind; Machbarkeitsstudie sozusagen inbegriffen. „35 Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche“beinhalten Zerlegen und Abtrennen genau so wie Kombination und Mehrzwecknutzung; Prinzipien werden selbst wieder kombiniert, Gegensatz-Paare gebildet. Erscheinen viele dieser Grundsätze auf den ersten Blick banal, zeigen praktische Beispiele andererseits, wie nötig es wäre, sie wirklich anzuwenden – etwa „Vorher-Ausführung“: Wer erlebt hat, wie eine sanierungsbedürftige Straße nach langen Kämpfen endlich ausgebessert wird, dann nach wenigen Monaten wieder aufgerissen werden muss, weil Kabel zu verlegen sind – um erneut aufgerissen zu werden, dieses Mal wegen Kanaliserungs-Arbeiten, kann gut nachvollziehen, dass ganzheitliche Abstimmung VOR Aktion Sinn macht.
Die Variante ARIZ 77 „als systematische Abfolge aller Arbeitsschritte“ lässt manches moderne Projektmanagement alt und scheinbar zeigemäßen Workflow … aussehen: Im Sinne von „wer einen Weg geht, sollte sein Ziel kennen“ folgen als Haupt-Überschriften aufeinander: Bestimmen der Aufgabe – Bestimmen des Endziels der Aufgabenlösung – Prüfen von Umgehungswegen usw. schließlich Anwenden des Operators MZK (Maße, Zeit, Kosten) – Aufbau des Modells, Analyse des Modells, Standardformulierung des Physikalischen Widerspruchs – dessen Überwindung – Einschätzen der gewonnenen Lösung – Entwicklung der gewonnenen Antwort und Analyse des Lösungsverlaufs. Was spiegelt sich hier? Ansätze für Organisationsentwicklung lassen sich aus dieser scheinbar rein technisch orientierten Betrachtung ebenso gewinnen wie Schritt-für-Schritt-Lernen bis hin zum Transfer („Analyse des Lösungsverlaufs“ etwa als Bewusstmachen des Lernens). – Der Autor bietet eine ausführliche Herleitung der Geschichte der TRIZ-Systematik(en) und schließlich eine moderne Zusammenfassung auf der Basis dieser Herleitungen. „TRIZ als universell anwendbare Denkstrategie“ macht das Buch schließlich für alle Leser interessant, die sich mit Kreativitäts-Strategien beschäftigen. Prinzipienlösung und Widerspruchsformulierung in Kombination sieht der Autor als Beleg dafür, dass Denkmethode vor der speziellen Erfindungsmethode rangiere (Seite 184 ff.);
Themen aus Literatur, Karikatur und Werbung werden aufgegriffen und behandelt. Software-Lösungen für die TRIZ-Anwendung dürfen nicht fehlen, wie TechOptimizer, WorkBench oder TriSolver; sie werden dargestellt und beurteilt. Praxis-Beispiele in der Erfindungsarbeit bieten ein weiteres Schwerpunkt-Kapitel. Die abschließende Zusammenfassung betont die Widerspruchs-Orientierung (etwa gleichzeitig heiß und kalt, feucht und trocken zu sein), für deren vermeintliche Unlösbarkeit TRIZ sinnvolle Lösungsstrategien biete. Tja, was fällt uns da alles ein, jenseits technischer Fragen? Konfliktlösung, Verhandlungsführung, Gruppenprozesse, Projektentwicklung… – Innovation ist neben Qualität ein entscheidender Aspekt im 2008-er Symposium von GABAL e.V. – hier zeigt sich, warum… (www.symposium.gabal.de) – Interessanter Querverweis: In ManagerSeminare 2008-04 findet sich ein Artikel zu einem System „SCAMPER“ (als Akronym eingedeutscht = „herum hüpfen“, diesen Hinweis hätte man sich gewünscht…), das als starke Komprimierung der oben geschilderten TRIZ-Varianten gesehen werden kann – weg vom Technischen, hin zum „Lehrbaren“: Substitute (ersetzen)? Combine (kombinieren)? Add (hinzufügen)? Modify (verändern)? Put to other uses (Zweck entfremden)? Eliminate (beseitigen)? Rearrange (neu ordnen)? Diese Struktur (ergänzt um die konkrete Umsetzung im Workshop) wird offenbar in „Change-Tools“ präsentiert, das der Autor Armin Rohm im dortigen Verlag veröffentlicht hat (www.managerseminare.de); ein Bezug zu TRIZ fehlt, jedenfalls im Artikel.