Die rote Hand
Autor | Jürgen Heimbach |
Verlag | Unionsverlag |
ISBN | 978-3-293-20899-5 |
„Der ehemalige Fremdenlegionäre Streich verbringt seine Tage als Wachmann schäbiger Garagen“ leitet der Rückseiten-Text ein. Und schafft die Basis für besseres Verständnis dieser Klientel im Deutschland Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre…
Klischees
..greift der Autor en masse auf – und lässt sie seine Leser (nach)erleben, in überraschend (und erfreulich) lapidarem Ton. Will sagen, frei davon, Stellung zu beziehen oder gar Meinung bei seinen Lesern zu forcieren, quasi zu fordern. Doch macht das durchaus nachdenklich, was da passiert, auf immerhin mehr als 270 Seiten: „Arnolt Streich ist nicht gerade ein Menschenfreund. Vom Wirtschaftswunder vergessen, verbringt der ehemalige Fremdenlegionär seine Tage als Wachmann über ein paar schäbige, von zwielichtigen Typen gemietete Garagen in einer zugigen Wohnung, raucht eine Morris nach der anderen und flüchtet sich in die tröstliche Stimme von Édith Piaf.“ Die durchgängig wieder kehrend ihre Rolle spielen darf (und muss), mit vielerlei Song-Zitaten und auch Auftritten (in anderer Figur) auf der Bühne. Derlei Routinen helfen auch bei PTBS, denn die wird letztlich beschrieben, bei ihm wie bei früheren „Kollegen“ – ein seinerzeit noch unbekannter Begriff…
Terrorismus
…gab es also auch damals, und zwar in Frankreich, nach Deutschland rüber schwappend: „Beim täglichen Bier um die Ecke erfährt er von einem tödlichen Anschlag mitten in der Stadt. Das Opfer: Georg Puchert, ein Waffenhändler, der die algerische Befreiungsfront FNL im Kampf um die Unabhängigkeit mit Waffen versorgt hat. Gleichzeitig beginnen düstere Gestalten, nach Streich zu fragen. Der kann die Machenschaften hinter den verschlossenen Garagentoren nicht länger ignorieren und stößt auf Vorgänge, die besser im Verborgenen geblieben wären.“ Begleitet wird dieses Geschehen einmal durch Flashbacks, die ihm nur allzu häufig passieren – und durch eine Art Tagebuch-Gedanken, die auch einleiten – und schließlich zum Ende der Geschichte ebenfalls ihr Finale finden … Muss Leser auch ein Fanal erwarten? Nun ist dies ein Krimi noir, d.h. happy-endings zu erwarten, wäre kaum erfüllbar. Dennoch, es gibt mehr als nur ein „bitter ending“, immerhin. – Im Nachwort erläutert der Autor (S. 277ff.) ausführlich Hintergründe aus der damaligen Zeit, auf der sein Thriller basiert – fein! Also tatsächlich (auch) ein historisch-zeitgeschichtlicher Krimi…
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