Die ungarische Gesellschaft im Wandel
Autor | Tibor Valuch |
Verlag | Pustet |
ISBN | 978-3-7917-3078-3 |
„Soziale Veränderungen in Ungarn 1989–2019 (Studia Hungarica)“ analysiert auf fast 300 Seiten, was nach den Wendejahren in Osteuropa geschehen ist…
Alter Wein…
…in neuen Schläuchen? An dieses geflügelte Wort fühlte ich mich durchaus erinnert, dachte ich bei der Lektüre ans Geschehen im Ungarn der 1980er-Jahre, von mir beobachtet aus Sicht des studierten Finnougristen (plus Sprachwissenschaft…) – und Mitte der 1980-er einige Jahre mit einer gebürtigen Budapesterin liiert … Wer heute mitkriegt, was Orbán so veranstaltet, wundert sich einerseits. Andererseits ähnelt das ja durchaus all dem, was im Ostblock von Statten geht?! Doch speziell bei Ungarn spielt natürlich eine Gemengelage aus früherer Geschichte und das Eingeklemmtsein zwischen Staaten wie Rumänien und Slowakei eine gewichtige Rolle, mit einer weiten Diaspora ungarisch stämmiger Bevölkerung. Plus Sprach-Besonderheiten im slawisch-romanischen Umfeld … Siehe dazu S. 289ff. „Die Entwicklung in Ungarn im Spiegel der ostmitteleuropäischen Transformation“ als Zusammenfassung.
Ungarn in Osteuropa und EU
Breit und tief analysiert der Autor und präsentiert state-of-the-art, kaum „quo vadis?“ andeutend: „Der ungarische Systemwandel 1989/90 schuf die Möglichkeit eines bis dahin unvorstellbaren sozialen und wirtschaftlichen Übergangs. Dieser Band untersucht die Prozesse und Folgen dieses Wandels, indem er Antworten u. a. auf folgende Fragen sucht: Welche Faktoren haben die gesellschaftliche Position einzelner Menschen und Gruppen beeinflusst? Inwiefern betraf die Privatisierung die Einkommensverhältnisse und die soziale Ungleichheit? Zum Verständnis der gesellschaftlichen Tatsachen ist eine Analyse von Mentalität, Wertesystem, öffentlichem Denken, politischem Handeln und Alltag nötig. Welche Gewohnheiten, Wertvorstellungen und Mentalitätselemente leben fort, welche Lebens- und Überlebensstrategien haben sich seit dem Systemwechsel herausgebildet?“ Tatsächlich zunächst in Ungarn publiziert, ist der Text eher vorsichtig bei Interpretationen. Hier mag Leser selbst weiter denken … Wer die aktuelle Situation besser verstehen möchte (siehe derzeit gerade das Rechtsstaat-Thema, etwa im Zusammenhang mit dem Corona-Hilfspaket der EU, Mitte-Ende Juli 2020), der greife auch zu diesem Buch! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de