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USA-Trilogie

Autor John Dos Passos
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-09560-4

„Der 42. Breitengrad / 1919 / Das große Geld“ – 1.600 Seiten in einem Band auf Dünndruck-Papier (erstaunlich fest), gleich mit 3 Lesebändchen ausgestattet: Wer mag, kann also auch die Lebenslinien einzelner Personen verfolgen, vor und zurück blättern … Passend zum 50. Todestag des Autors am 28. September 2020 erschienen. Erstmals veröffentlicht in den Jahren 1930, 1932 und 1936, nach „Manhattan Transfer“ (1925), das Alfred Döblin zu „Berlin Alexanderplatz“ inspiriert hat… Einige Passagen erinnern an Jack London (siehe Joe, a bissal wie „Der Seewolf“) oder auch an B. Travens sozialkritische US-Romane… Und, wer weiß – vielleicht ist sein Dreiteiler gar Vorbild gewesen für Autoren wie Ken Follett oder Jeffrey Archer?!

Panorama, Kaleidoskop, chrono-biografisch
Unterschiedliche Perspektiven bieten sich dem Leser: Wochenschau, Auge der Kamera, Kurz-Vorstellen von Personen der Zeit – alles durch unterschiedliche Schriftarten und Umbrüche optisch differenziert. Inklusive schließlich in umfangreicheren Kapiteln wieder kehrenden Protagonisten und deren je individuelles Schicksal fürs Verzahnen der Ereignisse, die Dos Passos als chronologisches Panorama liefert – ein Kaleidoskop quasi, narrativ … Sein Springen im Geschehen erinnert an moderne (US-)Fernseh-Serien mit der ihr eigenen Kameraführung, zugleich eng zoomend und weit schweifend, selbst die längeren Passagen aus der Perspektive einer Person (etwa Teddy Roosevelt, um nur einen zu nennen – wobei: Taylor und Ford hinter einander, in engem Bezug stehend…) eher Reportagen-artig: „„John Dos Passos‘ „USA-Trilogie“ ist in der amerikanischen Literatur einzigartig wegen ihrer epischen Gestaltung und panoramischen gesellschaftlichen Perspektive. In den Romanen, aus denen sie besteht – „Der 42. Breitengrad“ (1930), „1919“ (1932) und „Das große Geld“ (1936) -, zeichnet Dos Passos mit sarkastischem Humor und scharfem Auge für soziale Fragen ein unvergessliches Kollektivporträt der USA.“ Die drei Bände gehen dabei ineinander über, Personen werden weiter begleitet, vom Bewegen entlang des 42. Breitengrades kommend, durch die Jahrzehnte – für je neue Perspektiven selben Geschehens sorgend, so auch den Leser im Bild haltend, über viele hundert Seiten. Viel Zeitgeschichtliches erfährt Leser „hautnah“ aus Geschehen und Dialogen plus den Einsprengseln, etwa: Da hat es mal eine Partei der „Progressiven“ gegeben…

Ein Porträt der Zeit
…vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er hinein, immer Fokus USA, wenn auch mal nach Mexiko, Kanada oder gar Europa höppend, Kontinent oder UK. „Dabei verbindet er das Leben seiner Charaktere und die Zeit, in der sie leben, auf eine raffinierte erzählerische Weise, die diese Trilogie zu einem der lesbarsten modernen Klassiker überhaupt gemacht hat. Seine Protagonisten erleben Kriege und Revolutionen, verzweifelte Liebesaffären, schwere Familienkrisen, öffentliche Triumphe und private Katastrophen vor Kulissen, die unter anderem die Schützengräben des Ersten Weltkriegs, das aufständische Mexiko, Hollywoodstudios in der Stummfilmära, Wall-Street-Büros und die von Tumulten erschütterten Straßen von Boston vor der Exekution von Sacco und Vanzetti umfassen.“
In seinem Vorwort schreibt Dos Passos: „USA, das ist ein Querschnitt durch einen Kontinent … Vor allem aber ist es das gesprochene Wort der Menschen.“ Es ist die gewaltige Stimme Amerikas von der Industrialisierung bis zur Prohibition. Dirk van Gunsteren und Nikolaus Stingl verschaffen ihr mit ihrer zeitgemäßen Übersetzung neues Gehör.“ Für sein berühmtes Zeitbild der USA von der Industrialisierung bis zur Prohibition…Schicksale begleitend: Abstieg von Zugehörigen der High-society parallel zu Tellerwäscher-Karrieren und zurück, Korruption hier wie dort, „die Frau“ als Objekt wie mehr und mehr als handelndes Subjekt. Und tatsächlich mit tiefen Einblicken in Wirtschaft und Gesellschaft über drei Jahrzehnte: Unterhaltsam wie informativ, gerade Dokufiktion! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter