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American Spy

Autor Lauren Wilkinson
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50464-4

„Deine Vergangenheit wird dich eines Tages einholen“ titelt die Buch-Rückseite geradezu wahrsagerisch… Was gleich eingangs bestätigt wird, schockartig für die Protagonistin, quasi in der Jetzt-Zeit…

US-Geheimdienste in der Welt
…und was sie dort anrichten, darum geht es letztlich. Sehr persönlich angelegt ist die Erzählung, der Thriller: „Ein Geräusch. Der Schatten eines Mannes. Ein Schuss. Als Marie Mitchell eines Nachts in ihrem Haus von einem bewaffneten Mann angegriffen wird und ihm nur knapp entkommt, weiß sie, dass ihre Vergangenheit als amerikanische Spionin sie eingeholt hat. Und dass sie in den USA nicht länger sicher ist.“ Sie entschließt sich also, zu ihrer Mutter zu fliehen, die schon vor Jahren zurück ist, nach Martinique… Dann die Rückblende: „1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.“ Geholt vom früheren Freund der Schwester, die bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, selbst in US-Diensten…

Honigbiene, innerlich zerrissen
Die geforderte Rolle, sich dem Präsident als Geliebte zu nähern, scheint ihr durchaus akzeptabel. Dennoch: „Was Marie nicht ahnt: Dieser Einsatz wird nicht nur alles ändern, was sie über Spione, die Liebe und ihr Land zu wissen glaubte, er wird sie auch direkt ins Fadenkreuz des Geheimdienstes führen.“ Und deren private Kumpane, die nur zu gerne auch Aufträge übernehmen, unbequeme Staatslenker (eher linker Orientierung) um die Ecke zu bringen, für viel Geld … „Lauren Wilkinson erzählt den Spionageroman neu: mutig, zeitgemäß und hochspannend. Dieses Gesicht des Kalten Krieges kennen Sie noch nicht.“ Dabei bringt sie wahre Geschehnisse in Dialogen und Erinnerungen unter, gerade auf dem afrikanischen Kontinent (wie auch in Vorder- und Südost-Asien), auf dem weite Strecken des Thrillers spielen. Die Protagonistin wird dabei zur Identifikations-Figur, dem Leser in drei Lebens-Phasen nahe gebracht: Früh als Kind Anfang der 1960-er Jahre, dann ihr Zwiespalt in US-Diensten – und schließlich ihre Flucht in ein ungewisses neues Leben… Eng verzahnt ist all das, ruhig erzählt und dennoch spannungsreich – Dokufiktion quasi, in seinen Konsequenzen – schlicht: logisch… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter