Grenzen – Geschichte und Gegenwart

„Was erzählen uns Grenzen über unsere Geschichte?“ Opus Magnum eines absoluten Kenners der Materie – sein Lebenswerk, wie er selbst schreibt…

Perspektiven
… gibt es eine Menge, weit über das erste Verständnis rein räumlichen Begrenzens hinaus. Denn „Grenzen begleiten die Menschheit von Anbeginn. Schon immer galt es, Stammes- und Eigentumsgrenzen zu markieren. Frühe Hochkulturen kannten sprachliche, kulturelle und ethnische Räume, die es zu schützen galt – das ist bis heute so. Alexander Demandt nimmt uns mit auf eine spannende Reise zu den Grenzen der Welt. Ob die Mythen vom Ursprung und Ende der Welt, die biblischen Zeitgrenzen, Schutzgrenzen wie der römische Limes oder die chinesische Mauer, ob sakrale Grenzen der Tempelbezirke, natürliche Grenzen, markiert durch Flüsse, Gebirge und Meere, koloniale Willkürgrenzen oder jahrhundertelang umstrittene Machtgrenzen wie die deutsch-französische – Demandts Reise führt uns von der Antike bis zur Gegenwart, von der Philosophie über die Geografie bis zur Geopolitik.“ Was zeigt, dass Grenzen eben dies sind: 4-dimensional, weil zum Räumlichen das Zeitliche zu berücksichtigen ist! Gar mehr, weil neben das Real-Gegenständliche quasi Virtuell-Irreales zu stellen ist: Menschliche Vorstellungskraft und ihr Übertragen auf mündliche wie schriftliche Überlieferung.

Inhalte angerissen
In sieben Kapiteln bringt der renommierte Autor seinen Lesern ein Füllhorn an Grenzen nahe – zumindest näher, nach Vorrede und vorm Fazit (ergänzt um einen Nachtrag aus gegebenem Anlass, zur Corona-Pandemie nämlich): Grenze als Grundkategorie (neben Raum und Zeit zudem kostmische und sachliche Grenzen) – Der Alte Orient (neben Afrika und Naher Osten auch China) – Die Griechen (u.a. Dichtung, sakrale Grenzen, Erdteile, Alexander…) – Rom (Reich, Binnen…) – Germanen und Mittelalter – Die Neuzeit (Europa in Teilen, Asien, Übersee – plus: Meer und Luftraum!) – Kriegs- und Nachkriegszeit (u.a. Auflösung SU, Paneuropa). Erkennbar also, dass des Experten Herangehen ein chronologisches ist, dabei immer unterschiedliche Perspektiven einnehmend. Die 550 Seiten sind ergänzt durch ausgiebiges Karten-Material plus Register, sodass sich letztlich 650 Seiten ergeben. Plus einem farbigen Bildtafel-Teil mittig und diversen gelegentlich eingeschossenen SW-Abbildungen im Text, diesen gelungen illustrierend. Ein Sachbuch, das gediegen unterhaltsam ist, weil natürlich Geschichten erzählt werden. Allerdings wohltuend sachlich, fernab amerikanischem Storytelling … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter