Nietzsche für Manager
Autor | Andreas Drosdek |
Verlag | sonstige |
Seiten | 240 Seiten |
ISBN | 978-3593386546 |
Preis | 19,90 |
Der Autor nutzt Friedrich Nietzsches individualistische Philosophie, um seine Botschaft zu verkünden, die – an Manager adressiert – diese in dringlichem Ton auffordert, die Bildung der eigenen Persönlichkeit im Sinne einer „Höherentwicklung“ zu projektieren. Dies sowohl in der gesamten Lebensführung als auch in ihrer Funktion für das Unternehmen. Nietzsche könnte insofern durch Ayan Rand ersetzt werden.
Beim Lesen wird immer klarer, dass der große Philosoph als Vehikel für des Autors Führungsphilosophie dient. Selbstverständlich eignet sich gerade Friedrich Nietzsche dafür, das in der Führungstheorie als „Eigenschaftsansatz“ bekannte Konzept philosophisch zu untermauern und zu plausibilisieren, dass (keinesfalls: warum) es für Manager in ihrer Führungsfunktion Erfolg versprechend sei, „Mut“ zu haben, durch eigene „Stärke“ zu wirken und – siehe Untertitel – erfolgreich zu werden. Sympathisch wirkt, dass Nietzsches Rede vom „Übermenschen“ in einer Weise gedeutet wird, die dem Philosophen durchaus gerecht wird: „Höherentwicklung“ durch den „Mut“, im Denken wie im Handeln neuartige Wege zu probieren.
Der individualistischen Falle, den Einzelnen zum Helden zu machen, entgeht Andreas Drosdek dadurch, dass er den einzelnen Manager als Teil einer Gruppe von Menschen platziert, die gemeinsam an einem kollektiven Ziel arbeiten: dem Erfolg des Unternehmens. Zu dem soll der Einzelne beitragen, indem er bereit ist, kritisch, zumindest intellektuell, gegen den Strom zu schwimmen. Um das zu können – so der Autor – bedarf es des „Mutes“, und zwar des Mutes zum Abschied: von herkömmlichen Routinen in Denken und Handeln sowie des Mutes zum Abweichen.
Zudem entgeht der Autor der oben genannten Falle, indem er seine Sicht der Möglichkeit der kollektiven Intelligenz oder Höherentwicklung ausführt, die durch die Kommunikation im Internet am Horizont erscheint.
Dennoch: Im Mittelpunkt der Ausführungen steht der Manager, der ermutigt werden soll das zu tun, wozu der Autor den Philosophen als Sprachrohr nutzt und heute mit den Begriffen der Eigeninitiative, der Selbstbildung, Verantwortungsethik oder – mit Peter Senge – als „personal excellence“ bezeichnet wird. Insofern befindet sich die Hauptbotschaft in geselliger Runde; denn die Forderung, gleichgültig, wie man ihr gegenübersteht, ist weder neu noch revolutionär. Vielleicht bieten die Zitate, die leider nicht belegt werden, dem einen oder anderen Leser zusätzliche Inspiration, Lesevergnügen oder tatsächlich Ermutigung, auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung weiter zu gehen oder ihn erstmals zu betreten.
Andreas Drosdek bereichert die Autorität Nietzsches nicht nur durch den mitschwingenden Ton der Bewunderung, sondern zusätzlich dadurch, dass er ihm prophetische Weisheit zuschreibt: Nietzsche habe dies oder jenes „vorweg genommen“. Nun ja, diese Lesart ist in bestimmten Hinsichten und wissenschaftshistorisch belegt – ob indes überall dort, wo der Autor sie behauptet, ist diskussionswürdig, dürfte allerdings den Manager wenig interessieren.
Manager, die entweder eine Legitimation für ihr „Dagobert schafft`s allein“ suchen, mögen fündig werden; ebenso Manager, die mehr, als sie es bisher tun, auf eigene Fähigkeiten vertrauen und diese zum Ausdruck bringen möchten, haben in diesem Buch eine anregende Lektüre.
Dr. Regina Mahlmann