Klasse!
Autor | Dagmar Deckstein |
Verlag | sonstige |
Seiten | 216 Seiten |
ISBN | 978-3-86774-056-2 |
Preis | 19,90 |
Da hat sich eine „alte Häsin“ unter den Wirtschaftsjournalisten daran gemacht, im Zuge von Finanzkrise und heftiger Diskussionen rund um unfähige Manager und ihre überzogenen Einkommen einfach mal die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen: Interviews mit anonym bleibenden (meist ehemaligen) Top-Managern und deren Coaches hat sie zu tiefen Einblicken in Psyche und Moral dieser „Klasse“ zusammen gestellt. Einfach ein paar Zitate, aus dem Zusammenhang gerissen:
„Wenn Topmanager ihre Arbeit, genauer: ihre Position verlieren, büßen sie nach ihrem Selbstverständnis ihre Bedeutung ein – und das ist für sie die Hölle.“ (S. 35)
„Die Ängste, unter denen die Managerkaste leidet, sind durchweg Verlustängste: Verlust von Bedeutung, Verlust von Geld. Und je mehr Bedeutung und Geld da ist, umso größer sind diese Verlustängste.“ (S. 39)
„Was ist das Gegenteil von Risiko? Gewiss, 99 Prozent der Befragten sagen: Sicherheit. Stimmt aber nicht. Das Gegenteil von Risiko ist Gefahr.“ (S. 40) Weil nämlich der Eine ein Risiko eingeht, das eine Gefahr darstellt – für Andere! Forts. S. 41: „Jetzt zu den Managern. Die haben ja ihr gesamtes Leben von Gefahr auf Risiko umgestellt. Sie sind es gewohnt, zu handeln, die Dinge voranzubringen… Und deshalb sind sie vollkommen inkompetent darin, mit Gefahren umzugehen…“
Es geht auch um Machtspiele zwischen Männern und von Männern gegenüber Frauen. Es geht um Selbstdarstellung in den Medien, deren Macht – und wie sie von Managern für sich eingesetzt wird. Es geht um Spiele zwischen Wirtschaft und Politik… Und es geht hierum: „Überall Hofnarren. Oder: Was richteten unsere Manager nicht noch alles an, hätten sie keine Coachs an der Seite“ (S. 119ff.) – mal aus der Sicht von Coaches. Es folgen Headhunter, die sich über die (Nicht-)Auswahl von Kandidaten für Top-Positionen nur kopfschüttelnd wundern können – und es geht wieder „zurück“ zu den Managern selbst und Ihrem Selbsttraining:
„In einem mittelständischen Unternehmen muss jeder Geschäftsführer verkaufen, jeder Geschäftsführer hat Kundenkontakt. Wenn Sie sich in den Vorstandsetagen der Konzerne umschauen, da verkauft kaum einer ganz persönlich und direkt.“ (S. 184)
Lassen Sie sich anregen, was Trainigs- und Coaching-Themen angeht: Die Manager-„Klasse“ wird keineswegs verteufelt, vielmehr wächst das Verständnis für das, was „da oben“ abgeht, wodurch es begründet ist – und was änderungswürdig wäre… – HPR