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Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt

Autor Thaler/Sunstein
Verlag sonstige
Seiten 389 Seiten
ISBN 978-3-430-20081-3
Preis 22,90

Solche kleinen Anstöße mehr wünschten sich etwa viele Kritiker wie Teilnehmer an der 2009-er Klimakonferenz in Kopenhagen, mit der ein neues Abkommen für 2015 vorbereiten werden soll(te): „Wie man Menschen dazu bringt, das Richtige zu tun“, also effektiv zu handeln, das ist das Thema. Und weil sie sich eben von Natur aus keineswegs rational verhalten, müssen sie mit einer Portion List erst dazu gebracht werden, vernünftig zu handeln. Anhand einer Vielzahl von Beispielen gehen die Autoren dem nach, etwa zur Altersvorsorge oder zu gesünderer Ernährung. Dass die Beispiele primär aus dem US-amerikanischen Raum kommen (durchaus auch europäische im Vergleich, siehe Schweden), tut der Aussage keinen Abbruch – könnte vielmehr anregen, weitere Beispiele aus Deutschland und EU-Raum zu suchen. Zentral ist dies, rund um Verhaltensökonomie, um die es letztlich geht:

„Sozialwissenschaftler haben … herausgefunden, dass man bestimmte Verhaltensweisen auslösen kann, indem man einfache und scheinbar irrelevante Stichworte vorgibt oder bestimmte Objekte augenfällig präsentiert. Dinge, die typisch sind für ein geschäftliches Umfeld, wie etwa Aktenkoffer und Konferenztische, sorgen dafür, dass Menschen sich konkurrenzbetonter, weniger kooperativ und nicht besonders großzügig verhalten. Auch Düfte sind wichtig: Schon der Geruch eines Allzweckreinigers veranlasst die Besucher einer Kantine dazu, ihren Tisch sauberer zu halten.“ Wobei ich mir andererseits vorstelle, eine solche Location höchst selten überhaupt aufzusuchen… „Die Betroffenen sind sich der Einflussnahme in beiden Fällen nicht bewusst. Und noch ein Beispiel: Welches Urteil man über fremde Menschen fällt, hängt beispielsweise davon ab, ob man Eiskaffee oder heißen Kaffee trinkt! Versuchspersonen, denen man Eiskaffee servierte, beurteilten ihr Gegenüber eher als selbstsüchtig, weniger kontaktfreudig und, nun ja, kühler, als dies bei den Teilnehmern, die heißen Kaffee tranken, der Fall war. Die drei vorgestellten Möglichkeiten sozialer Einflussnahme – Information, Gruppenzwang und Bahnung – können problemlos für Schubser in die richtige Richtung sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich eingesetzt werden. Sie können allerdings auch für schlechte Zwecke missbraucht werden.“ (S. 105) Für diesen Hinweis auf die Gefahr von Manipulation bin ich den Autoren durchaus dankbar…

Im Laufe des Buches handeln die Autoren viele Themen ab, jeweils mit Empfehlungen (bzw. Analysen) für „Nudges“, also passende kleine Anstöße. Und natürlich kommt auch die Finanzkrise vor, mit ihren Folgen – und möglichen Konsequenzen, die Märkte künftig anders zu beeinflussen. Hmm, wenn Sie mögen, lassen Sie sich anstoßen und holen sich „Nudge“ – um mehr zu erfahren über Humans (Menschen wie Sie und ich) und Econs: vernunftbegabt, wie wir gerne wären…

Hanspeter Reiter