„Das Gehirn. Erkenntnisse aus der Gehirnforschung. Eine Zusammenfassung aus didaktischer Sicht“ und „Neuro-Didaktik. 91 methodische Ansätze für das gehirngerechte Lernen“
Verlag | sonstige |
Preis | 30,00 |
2 Kartensets, deren eigene Zeichnungen die Freude des Autors beim Komponieren von Bild und Text erahnen lassen, seien Ihnen vorgestellt. Die Sets eignen sich weniger zum Spielen (das wäre eine Übung für kreative Funktionen des Gehirns) als zum – ja, zum was?
Trotz lebhaften Protestes meines insbesondere linkshemisphärischen präfrontalen Cortexes möchte ich Ihnen Idee und Umsetzung der Sets ohne inhaltlich kritische Würdigung so skizzieren, dass Sie sich eingeladen fühlen, die Karten zumindest näher anzuschauen. Sie sind es wert!
Beide Sets analogisieren eine Buchstruktur: Kapitel, die je mit einem Vorwort beschrieben sind, das die Subjektivität der Auswahl hervorhebt und die Absicht der dem Kapitel zugehörigen Karten skizziert, strukturieren die Sets nach Hirnfunktionen, -anatomie etc.. Die Karten bieten als Text eine Art ausgeführter Definition, knappe Beschreibungen, Beispiele und persönliche Einschätzungen, v.a. bei Zitaten mit einem Literaturhinweis. Die Sets sind aufeinander bezogen:„Das Gehirn“ liefert stichwortartig eine Grundlage, an die „Neurodidaktik“ – gemäß dem Anspruch, neurowissenschaftliche Erkenntnisse und Befunde didaktisch zu übersetzen – mit einer Sammlung von Übungen anschließt.
Beratende, die in der Landschaft neurowissenschaftlicher Forschung und Anwendung bereits umhergewandert sind, gar jene, die sich mit einzelnen Regionen etwas vertraut gemacht haben, heben zuweilen durchaus skeptisch die Augenbrauen oder runzeln die Stirn, da durchaus debattierwürdige Aussagen (Behauptungen, Folgerungen) als Faktenbehauptungen erscheinen. Der Autor formuliert plakativ und vereinfacht– qua Ankündigung und dem Medium plausiblerweise angemessen. Das macht die Simplifizierungen nachvollziehbar, indes dort nicht entschuldbar, wo Differenzierung notwendig und der Forschungsstand bereits weiter fortgeschritten ist. Intime Kenntnisse aus dem NLP knüpfen an unter Beratenden verbreitenden Kenntnissen an und erleichtern den Zugang zu den Übungen.
Für Beratende, die das Land „Neuro“ frisch betreten und das Kartenset der Mühe vorziehen, über Literaturstudium das Gelände abzuschreiten und folglich Aussagen und Vorschläge verständig einordnen und differenzieren zu können, lauert das Risiko, mit einem Schlagwort“wissen“ zu arbeiten und die Übungen insofern wenig wissend anzuwenden. Reines Anwendungs“wissen“ weiß aber zu wenig von den Grundlagen – es versteht sich selbst nicht. Beratende mit Begründungswissen finden in den Kartensets Stichwortgeber und Inspiratoren für Reflexion und praktische Interventionen. Mit einem Hintergrundwissen können die offerierten Übungen, die sich aus der langjährigen Erfahrung des Autors und sind anderen Bezugsquellen speisen, kompetent und fantasiereich praktisch genutzt werden.
Ralf Besser kommt das Verdienst zu, eine breite und komplizierte Materie unter einem definierten selektiven Blick vereinfacht und übersichtlich skizziert zu haben. In seinen Übungen, die Befunde neurodidaktisch ausbuchstabieren, finden Beratende beides: die Bewunderung des Autors für Gehirnleistungen und die Begeisterung, Beratung und Training wirksam zu gestalten.
Tipp für eine Neuauflage: Karten können zu Boden fallen oder durch andere Anlässe durcheinander geraten. Die Sortierung fiele leichter, wenn die Kapitelzuordnungen auf den zugehörigen Karten notiert wäre.
Dr. Regina Mahlmann
www.dr-mahlmann.de
drmahlmann@aol.com