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Diskrete Zeugen

Autor Dorothy L. Sayers
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-8052-0063-9

„Eine besonders heikle Angelegenheit – der zweite Fall für Lord Peter Wimsey“ und „in attraktiver Neu-Ausstattung“ (Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen) ist hier also geboten: Ein vergnüglicher Blick ins Verhalten der britischen Oberschicht zuzeiten der 1920er Jahre..

Adelige Detektive
… haben so ihr eigenes, durchaus eigenwilliges Verhalten beim Ermitteln. So auch dieser – auch und gerade dann, wenn es um seinen Bruder geht. Einen wahren Gentleman, wie sich im Laufe der 350 Seiten zeigt, wenn auch in mancher Hinsicht typisch weniger davon. Jedenfalls macht es das verdammt schwierig, in vorm Galgen zu retten, der sogar ihm drohen könnte, als Peer. Da muss Peter sich mächtig dahinter klemmen, die eine oder andere Reise auf sich nehmen – und mithilfe einiger Zufälle durchaus genialisch zur Höchstform auflaufen. Das ist die Geschichte: „Eines frühen Morgens, um drei Uhr wird Captain Cathcart tot aufgefunden. Für den begeisterten Amateurdetektiv Lord Peter Wimsey ist dieser Mord eine besonders heikle Angelegenheit: Nicht nur hätte Cathcart sein zukünftiger Schwager sein sollen, auch steht obendrein noch der Herzog von Denver unter Verdacht, die Tat begangen zu haben – Wimseys eigener Bruder, der zu den Vorwürfen allerdings beharrlich schweigt. Indes behauptet Wimseys Schwester, sie habe ihren Verlobten eigenhändig umgebracht. Und als wäre diese ganze merkwürdige Affäre nicht bereits nebulös genug, tragen die überaus diskreten Zeugen eher zu einer weiteren Verschleierung als zur Aufklärung des Falles bei.“ Ja, diskret sind sie, teils zum Eigen-Schutz, teils zu dem anderer. Wodurch auch Peter Wimsey das eine oder andere Mal in Lebensgefahr gerät, auch das gehört dazu.

Literarische Perspektiven
Wie klassische Zitate zum Stil der Autorin, sei es zu Anfang eines Kapitels, sei es in Dialogen der handelnden Personen… Gelegentlich wird mit Augen zwinkernd ausführlich erwähnt, was alles einen gewieften Gentleman von Lord Peter Wimseys Klasse ausmacht (etwa S. 117), mehrfach aufs Besondere eines Gerichts-Prozesses gegen ein Mitglied der Oberschicht hingewiesen (jedenfalls zur damaligen Zeit noch, etwa S. 146f.), Leser darf schon mal eine interessante literarische Diskussion verfolgen und tief(er)en Einblick in Literatur-Wissenschaft mitnehmen (S. 178f., u.a. die D.-H.-Lawrence-Formel). Voila (ja, die französische Sprache wie jener Lebensstil spielen auch eine Rolle), vergnüglich und zugleich geschickt verzwickt aufgebaut, dieser Fall. Der übrigens durchaus ein gutes Ende nimmt, das sei verraten – und ja wohl erwartet, vom Leser … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter