Quality Land 2.0: Kikis Geheimnis

„Dieses Buch ist ein Mega-Pageturner! Was in Kapitel 4 passiert, ist ultrakrass!“ schafft als Rückseiten-Text affirmierend gleich einen wahren „Reinzieher“ in die mehr als 400 Seiten  …

Fortsetzung folgt
… und viele Personen kennt (QL-)“Erstleser“ natürlich schon, mit all ihren höchst aussagekräftigen (Nach-)Namen. Die naturgemäß von vorne herein den Hörer (wie den Leser) bahnen, Framing sei dank… Wobei, in dortigen Landen braucht´s das kaum, (er)kennt jeder doch sofort sein Umfeld, kriegt alle Daten auf den eigenen Kommunikator geschickt, genügend Level voraus gesetzt… In 1.0 war das krass umgesetzt: Die Nachrichten werden personalisiert-individualisiert an den jeweiligen Nutzer angepasst. Dadurch prägt das einmal angelegte Profil die Realität und die Reaktionen der Person. Um dies zu verklaren, hat sich Marc-Uwe Kling dazu entschieden, dass Buch in zwei Versionen veröffentlichen zu lassen, äußerlich unterschieden durch ein helles bzw. dunkles Cover. Die Geschichte als solche ist identisch, jedoch werden die Kapitel regelmäßig durch Zeitungsartikel, Werbe-Einblendungen etc. unterbrochen. In der hellen Version sind diese wesentlich optimistischer gehalten, als in der dunklen Version. Via QR-Code am Ende des Buches hat Leser die Möglichkeit, auf die jeweils fehlenden Inhalte zuzugreifen: Ein interessantes soziologisches Experiment?!

Das ist die Story
… wie sie natürlich an 1.0 anschließt: „So ist also „schwer was los in QualityLand, dem besten aller möglichen Länder. Jeder Monat ist der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnung, ein Billionär möchte Präsident werden, und dann ist da noch die Sache mit dem Dritten Weltkrieg. Peter Arbeitsloser darf derweil endlich als Maschinentherapeut arbeiten und versucht, die Beziehungsprobleme von Haushaltsgeräten zu lösen. Kiki Unbekannt schnüffelt in ihrer eigenen Vergangenheit herum und bekommt Stress mit einem ferngesteuerten Killer. Außerdem benehmen sich alle Drohnen in letzter Zeit ziemlich sonderbar…“, was sich bald klärt. So noir das auch sein mag, so lebensnah ist´s durchaus, auch diesseits von chinesischer Mithör-Welt, siehe etwa diesen Artikel in der FAS vom 10.01.2021: „Die Unvergessenen – Werden wir alle digital unsterblich?“. Was mich wiederum erinnert hat an – ja, Otherland… Jedenfalls, „Marc-Uwe Klings lustige Dystopie um Menschen und Maschinen in einer Big-Data-Welt geht in die zweite Runde! Ein Roman voller kluger Einfälle, skurriler Figuren und verblüffender Plot-Twists.“ So liest sich vergnüglich-unterhaltsam wie ideenreich, was im Grunde erschreckend ist, mit Toten und Schicksals-Schlägen, die in diesem Schein-Thriller doch höchst distanziert zu erleben sind: Ist es doch eine Welt weit jenseits der unseren. Oder? Erinnere auch The Circle und Co. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter