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Payback

Autor Frank Schirrmacher
Verlag sonstige
Seiten 240 Seiten
ISBN 978-3-89667-336-7
Preis 17,95

Der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (einer von vieren, glaube ich) schreibt auch in „seinem“ Blatt regelmäßig, so in der Sonntagszeitung vom 31. Januar 2010, zum Launch von Apple´s  iPad. Das passte zu dem hier zu rezensierenden Buch, wenn auch seine Botschaft (nicht nur) für mich schwer nachvollziehbar war: Das sei quasi ein Paradgimen-Wechsel fürs Internet, weg vom Trend „stelle alles ins Web“. Nun, wir werden sehen… In seinem neuesten Buch geht es hierum:

„Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen.“ So der Untertitel. Und deshalb vielleicht seine Elegie auf den iPad, mit dem er die Kontrolle meint, zurück zu gewinnen?! Bleiben wir beim Buch: Es ist ein Plädoyer gegen das Multitasking (S. 71ff.), gegen die Verquickung von Mensch und Maschine im Sinne von „Was Maschine kann, muss auch Menschen können können“ (meine Formulierung). Des Autor´s Quintessenz: „Wir können zurückfordern, was uns genommen wurde, wenn wir die Stärke des Menschen neu bestimmen.“ (Umschlagtext)

Für die von ihm beschworenen Gefahren bietet Schirrmacher plakative Beispiele, etwas fürs Thema ppt-Präsentationen: NASA-Techniker konnten Fehler nicht erkennen, weil sie in der Vereinfachung verschwunden waren – die Folgen sind bekannt. Achtsamkeit gehe verloren, weil „…wir vereinfachte Skripte aus der Erfahrung abrufen.“ (S. 118) Informations-Futtersuche entspreche stark dem Jagdverhalten von Tieren (S. 131ff.). Andererseits haben wir verlernt, Verführungen zu widerstehen, was uns im wirklichen Leben gut gelingt: „Der Informationsaustausch funktioniert wie der menschliche Stoffwechsel: Jedes Byte ist ein Cookie, der, wie man weiß, sehr schnell nur noch hungriger macht.“ (S. 169) Aufmerksamkeit lässt sich durch kleine Veränderungen wiedergewinnen, siehe das Auf-den-Kopf-Stellen der berühmten Lesetafel von Augenärzten – Muster verändern!

Dies gilt auch fürs Lernen, etwa mithilfe moderner Kollaboration: Statt der Überforderung zu erliegen, ist Zusammenarbeit angesagt: „Wie schafft man es beispielsweise, dass jeder einzelne Student vor Semesterbeginn 94 Aufsätze gefunden und gelesen hat? Wesch beauftragte jeden Studenten, 5 Artikel zu lesen und schriftlich zusammenzufassen. Die Zusammenfassung wurde auf einer gemeinsamen Website veröffentlicht, die sie sofort allen anderen Studenten zugänglich machte. Alle Resümees mussten 36 Stunden vor Semesterbeginn online sein. Das gab den Studenten die Möglichkeit, alle Zusammenfassung und Kommentare ihrer Kommilitonen zu lesen. Alle 16 Studenten hatten in der ersten Seminarstunde 5 Artikel gelesen und die entscheidenden Gedanken von 89 weiteren Aufsätzen aufgenommen.“ (S. 209) Oder auch S. 212: „Einige Stunden vor der Vorlesung stellen Studenten über eine interaktive Website ihrem Professor Fragen zum spezifischen Vorlesungsthema. Der Lehrer kann nun just-in-time seine Vorlesung an die Fragen der Studenten anpassen. Sie lernen nicht mehr, was sie wissen müssen, sondern was sie nicht verstanden haben. Die Erfolge des tiefen Lernens … sind enorm!“

Was können Sie davon übernehmen, anpassen – wovon sich anregen lassen?

Hanspeter Reiter