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Eine kurze Geschichte des Antisemitismus

Autor Peter Schäfer
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-75578-1

… entpuppt sich als durchaus lange, mit 300 Seiten, zzgl. Anhang: Den Bogen weit spannend und zeigend, auf welch peinlich starkem historischem Fundament der heutige Antisemitismus fundiert – sei es der hiesige, sei es der arabische & Co. Oder sei es religiös motivierter resp. scheinbar begründeter – oder anderweitig ideologischer …

Religion?
Wie sehr etwa das aufstrebende Christentum beigetragen hat wie allerdings schon davor manch Polytheismus wie auch der Islam, das analysiert der versierte Autor ausführlich in den ersten vier der acht Kapitel: Griechisch-römische Antike / Das neue Testament / Die christliche Spätantike / Der Islam. Wie sich der A. schließlich in Mittelalter und Neuzeit stark entwickelte, um in der Moderne seine übelsten Ausbrüche zu zeigen, dazu die stärkere zweite Hälfte: Das christliche Mittelalter / Frühe Neuzeit / Das Zeitalter von Aufklärung, Emanzipation und Nationalismus / Von den Weltkriegen bis zur Gegenwart. Die Subheadlines weisen auf Konkreteres: Die Diffamierung der Juden als Menschen- und Fremdenfeinde / Von innerjüdischer Polemik zu christlichem A. / Der jüdische Stachel im Fleische des Christentums / Juden und Christen als Schutzbefohlene / Schutz, Ausbeutung und Verfolgung / Zwischen Hebraismus und A. / Gesellschaftliche akzeptierter A. / Vernichtungs-A. und die Wiederkehr des Verdrängens.

Im Überblick
… zeigt sich die bedauerliche wie entsetzliche Fülle an „Gedankengut“ in wiederkehrenden Schüben: „Antisemitismus ist wieder sichtbar, teils offen, teils versteckt hinter «unbedachten » Äußerungen und Israelkritik. Doch wo beginnt der Antisemitismus, und wie neu ist, was wir heute erleben? Peter Schäfer beschreibt klar und konzise, wie sich seit der Antike antisemitische Stereotype verbreiteten, zu Verfolgung und Vernichtung führten und auch nach der Shoah virulent sind. Sein umfassender, souveräner Überblick macht eindringlich deutlich, warum der Antisemitismus so alt und zugleich so aktuell ist. Schon in der vorchristlichen Antike gab es Judenhass, Ghettos und Pogrome, doch erst die neutestamentlichen Schriften schufen mit ihrer Gegnerschaft zum Judentum die Voraussetzungen für Ritualmordlegenden und Verfolgungen im christlichen Mittelalter. Luther rief zur Auslöschung der «Teufelskinder» auf, die Aufklärer fanden das Judentum unvernünftig, Wissenschaftler begründeten den Judenhass rassistisch, und allzu viele waren bereit, sich an der «Endlösung der Judenfrage» zu beteiligen oder schauten lieber weg. Man könnte meinen, dass der Schock des Massenmordes heilsam war, doch Antizionismus und rechte Ideologien dringen seit Jahren mit antisemitischem Gepäck in die Mitte der Gesellschaft vor und bereiten den Boden für neue Gewalt. Peter Schäfers erhellendes Buch ist Pflichtlektüre für alle, die besser verstehen wollen, warum der Antisemitismus so alt und zugleich so aktuell ist und was er für Juden in der Nachbarschaft, in Israel und überall auf der Welt bedeutet.“ Natürlich diskutiert der Autor auch die aktuelle Situation rund um jüdisch-palästinensische Konfrontationen und den BDS in Deutschland, Ausblick inklusive. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter