Wenn Elefanten kämpfen

„Deutschlands Rolle in den kalten Kriegen des 21. Jahrhunderts“ analysiert der ausgewiesene Außen-Experte auf 300 Seiten…

Chimerika
… als Chimäre – oder doch Droh-Szenario? Leser entscheide selbst – der Autor jedenfalls sieht das so: „Unser Land im Zangengriff zwischen China und den USA – einer der erfahrensten deutschen Außenpolitiker sagt klar, worum es jetzt geht.“ Und das in drei Teilen: Freiheit und ihre Geschichte (3 Kapitel) – Narrative damals und heute, etwa nichtwestliche Sicht und nationale Souveränität (4 Kapitel) – innen und außen (2 Kapitel). Also durchaus viel drum herum statt nur fokussiert, früher-heute-morgen beleuchtend und prognostizierend. Sehr zeitgemäß, denn „der Konflikt zwischen China und den USA verschärft sich dramatisch. Deutschland steht vor völlig neuen geopolitischen Herausforderungen. Höchste Zeit, so Alexander Graf Lambsdorff, diese endlich zu verstehen. Dazu nimmt er einen radikalen Wechsel der Perspektive vor. Denn nur so lassen sich neue Strategien entwickeln, mit denen wir unseren „European Way of Life“ verteidigen können.“ Die besondere Kunst des Diplomaten liegt ja auch darin, mithilfe eines offenen Ohres verschiedene Seiten gut (besser!) verstehen zu können und entsprechend zu agieren…

Der Kalte Krieg
… schien vorbei zu sein, im Übergang zu den 1990-er Jahren, (Wieder-)Vereinigung inklusive: „Nach dem Ende des Kalten Krieges glaubten wir, dass freiheitliche Werte sich weltweit durchsetzen werden. Falsch: Die Demokratie befindet sich überall auf dem Rückzug. Zwischen China und den USA entwickelt sich ein neuer Kalter Krieg. Europa ist akut bedroht, von innen wie von außen. Ja, mehr noch, unser ganzes Weltbild wird von anderen Mächten radikal in Frage gestellt. Alexander Graf Lambsdorff fordert deshalb einen radikalen Perspektivwechsel: Wir müssen erkennen, dass Europa nicht mehr der Nabel der Welt ist und daraus die Konsequenzen ziehen. Denn unser „European Way of Life“ hat eine Zukunft – wenn Europa endlich weltpolitisch auftritt, die großen Demokratien des Westens wieder zusammenrücken und ein machtvolles Gegengewicht zu China bilden.“ Da gibt es viel zu tun, gerade wenn der Blick auf ein EU-„Miteinander“ gerichtet ist: Wenn das gelingt, gibt es eine günstige(re) Prognose, so der Autor in seinem quasi zusammen fassenden Ausblick ab S. 261, im gleich betitelten Kapitel … Leser lasse sich anregen zum Nachdenken – werde nachdenklich und entscheide, wie die Aussichten denn so sind. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter