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Obamas kleines Weißbuch

Autor Sasha Abramsky
Verlag sonstige
Seiten 336 Seiten
ISBN 978-3-89879-581-4
Preis 34,90

„Faszinierende Einblicke in den Führungsstil von Präsident Obama“ beinhaltet eine Menge Anregungen (Empfehlungen) natürlich für Führungskräfte – und ebenso naturgemäß für Trainer und Berater, vor allem: für Coaches, die Führungskräfte unterstützen. Anders als eine Biografie, springt dieses „kleine Weißbuch“ zwischen politischen Entwicklungen und persönlichem Erleben des Beschriebenen; es versucht, eine Art Leitsätze zu ermitteln, Schlüsselelemente für den Erfolg des US-Präsidenten: „… wie sein Verstand funktioniert, welche Leidenschaften ihn antreiben und was ihn zu einer so erfolgreichen Führungspersönlichkeit macht.“ Die hoffentlich mit den aktuellen Geschehnissen des Jahres 2010 ähnlich gut zurecht kommt wie mit vielen anderen Fährnissen seiner Vergangenheit… Einige stark aussagefähige Passagen seien zitiert, naturgemäß aus dem Zusammenhang gerissen – etwa jenem wiederkehrenden, dass er als community organizer entscheidende Erfahrungen im Umgang mit Menschen gemacht hatte, also auf kommunaler politischer Ebene, die er später als Bürgerrechtsanwalt weiterentwickeln konnte, basierend auf einem extrem intensiven Geschichtsbewusstsein:

„Weil Obamas Hintergrund so schwer einzuordnen ist, seine Identität in keine Schublade passt, ist er mit den Jahren eine integrative Figur geworden. Er ist teilweise weiß, teilweise schwarz; seine Wurzeln liegen zum einen Teil in Kansas, zum anderen Teil in Kenia. Er wuchs in Indonesien und in Hawaii auf. Er ist mit der muslimischen Kultur in Indonesien vertraut, die ihrerseits stark vom Buddhismus sowie von hinduistischen Überzeugungen vom indischen Subkontinent beeinflusst ist; er ist aber Mitglied einer schwarzen christlichen Kirche in Chicago…“ (S. 41)

„All die langen Jahre, in denen er die Kunst der Empathie perfektionierte, gaben Obama die Fähigkeit, innerhalb einer Rede oder einer Passage eines Buches zu zeigen, dass er sowohl das Gefühl der Schwarzen, Bürger zweiter Klasse zu sein, als auch das Gefühl der Weißen, durch Dinge wie gezielte Fördermaßnahme für Minderheiten zurückgesetzt zu werden, gleichermaßen verstand.“ (S. 92)

„Respektieren. Befähigen. Einschließen. … Beziehungen aufzubauen ist wirklich der oberste Grundsatz, der kleinste gemeinsame Nenner. Wirklich starke Stadtteilorganisationen basieren auf Werten, nicht auf Themen… Barack Obama ist nichts so sehr wie ein Beziehungsmensch.“ (S. 116)

„Sein Team ließ Hunderte Freiwillige das „Camp Obama“ durchlaufen, in dem sie lernten, in die Kommunen zu ziehen, die Geschichte der Kandidaten zu erzählen und mit den Menschen über ihre Hoffnungen und Ängste zu sprechen… nutzten sie die Macht des Geschichtenerzählens, um die Wähler mit Obama vertraut zu machen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie an seinem Erfolg einen persönlichen Anteil hatten.“ (S. 156)

Da ist es wieder – Story-telling! Entscheidend für alles, was mit Lernen zu tun hat. Und auch sich für einen Kandidaten zu entscheiden, ist ein Lernprozess – sollte es zumindest sein …

Hanspeter Reiter