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Die Erfindung des jüdischen Volkes

Autor Shlomo Sand
Verlag sonstige
Seiten 505 Seiten
ISBN 978-3-549-07376-6
Preis 24,95

Der Autor, immerhin israelischer Historiker, stellt den Gründungsmythos Israels radikal infrage und bietet dabei einen faszinierenden Einblick in die Vorgehensweise historischer Analyse. Kurz zusammen gefasst: Alle Versuche, ein jüdisches Volk im Sinne klassischer Nationen-Definition mit einem „Ur-Siedlungsland“ in Verbindung zu bringen, basieren ausschließlich auf Bibeltexten resp. denen jüdischer religiöser Schriften. So sehr Sand immer wieder die Berechtigung eines jüdischen Staates auf palästinensischem Boden betont, so sehr stellt er klar, dass eben auch das palästinensische Volk seine Existenzberechtigung dort habe, wo es sich aufhalte… „Das Judentum…ist eine religiöse, keine ethnische Gemeinschaft. Wenn überhaupt, sind eher die Palästinenser als die aus Europa eingewanderten Juden ethnische Nachkommen der biblischen Israeliten.“ Womit der Autor vehement immer wieder für eine offene(re) Politik Israels gegenüber ihren arabischen Nachbarn (wie Miteinwohnern!) plädiert. Dabei greift er auf vielerlei Geschichten seines eigenen Lebens und Biografien von Freunden und Verwandten zurück und zitiert jüdische, arabische wie europäische Historiker. Interessant unabhängig vom persönlichen Interesse am Judentum oder an Israel, alleine schon deshalb, weil Sand intensiv Nation, Nationalismus und dessen Folgen aufarbeitet. Wunderbar anzuwenden auf Themen rund um Integration und Migration (jenseits von „multikulti“) auch und gerade in Deutschland. Trägt bestens zum Verständnis von Weiterbildnern zu interkulturellen Aspekten bei…

Hanspeter Reiter