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Bericht vom GABAL Impulstag 2021

Glück in Zeiten des Umbruchs

– gewagter Titel, dachte ich mir. GABAL geht neue Wege mit diesem Impulstag. Weg von konkreten Tools und Input für Trainings hin zu einem – ja, wohin denn eigentlich? Das hat mich dann doch neugierig gemacht und ich saß pünktlich vor meinem Computer.

Kassia Ecker, eine Bank, was Moderation angeht. Wusste ich vorher und sie wurde meinen Erwartungen absolut gerecht: Professionell, sympathisch, wertschätzend und unterhaltsam. Bitte nächstes Mal wieder, liebe Kassia!

Eröffnet wurde der Impulstag absolut passend von Deutschlands „selbst ernannter Glücksministerin – mit Augenzwinkern“ (O-Ton) Gina Schöler. Sie räumte gleichmal mit drei Klischees auf:

Klischee 1: Glück bedeutet, dass alles smooth und perfekt läuft

Klischee 2: Glück ist Privatsache

Klischee 3: Glück hat nichts mit der Arbeitswelt zu tun.

Gut finde ich die Aussage zu Klischee 1: Zum Glück gehört Unglück dazu. Es geht nicht darum, negative Gefühle wegzudrücken, sondern auch, diese anzunehmen. Dass Glück keine Privatsache ist, hat inzwischen auch die Politik erreicht. Was die Arbeitswelt betrifft: Wenn wir glücklich sind und Spaß am Tun haben, können wir kreativer, innovativer, produktiver – und auch gesünder sein. Ein Win-win für alle Parteien, wie Gina das so treffend ausdrückt.

Mit fünf Alliterationen, die uns ganz persönlich Hilfestellung fürs Glück geben, entlässt Gina uns – erfüllt und glücklich. Die Alliterationen haben wir immer dabei, sie sind nämlich mit den fünf Fingern unserer Hand verbunden:

Daumen für Dankbarkeit: Gebt Dankbarkeit nach außen, macht ein Kompliment, tut etwas Gutes. Das kehrt zu euch zurück.

Zeigefinger für Zeit: Geht bewusst mit eurer Zeit um, lasst euch auch Zeit für Pausen, Stillstand und Atmen. Gina schenkt uns diese Minute – wir atmen gemeinsam, das tut gut.

Mittelfinger für Miteinander (klar kommt hier der Joke aus der Teilnehmerschaft über die andere Bedeutung des Mittelfingers): Miteinander ist der wichtigste Faktor für seelisches Wohlbefinden.

Ringfinger für Reflexion. Nehmen wir uns ab und zu Zeit, um Dinge sacken zu lassen und zu verstehen, was abgeht.

Kleiner Finger für Comic als Symbol für Optimismus und Humor. Interessant ist, dass eine optimistische Lebenseinstellung das Leben um bis zu 20% verlängern soll.

Auf Kassias Nachfrage legt uns Gina als wichtigstes den Mittelfinger, das Miteinander ans Herz. Gehen wir also mit offenem Sinn und offenem Herzen durchs Leben. Das stärkt die eigene Achtsamkeit und fördert Empathie. Die „Dankbarkeitsdusche“ aus dem Chat, die Kassia vorliest, spiegelt mein Empfinden wider.

Gina, das war ein grandioser Start in diesen Tag – ich bin motiviert und fröhlich und freue mich auf das, was da noch kommt.

Die nächste Referentin, Sabine Runge, stellt uns ihren „Plan zum Glück in Zeiten des Wandels – Die positive Psychologie als Ressource“ vor.

Sabine spricht von zwei Formen des Glücks – das hedonische Glück, das von äußeren Quellen gespeist wird, wie ein angenehmes Leben und gute Gefühle. Und dann das eudaimonische Glück, das für ein erfülltes Leben steht und dem Streben nach Werten. Dazu gehört auch, unangenehme Gefühle zu erleben oder einen gewissen Preis für etwas zu bezahlen, was einem selbst unangenehm ist.

Sabine erwähnt Frankl, Maslow und Seligman – ohne Zweifel hat sie eine Menge Fachkenntnis und viel Erfahrung und es ist spannen. Ich wünsche mir zu diesem Zeitpunkt mehr Struktur – und dass Sabine öfter in die Kamera schaut statt in die Ferne. Dann könnte ich noch besser folgen. Doch in der Folge kommt der rote Faden, das nicht-angeschaut-werden blende ich aus und lasse mich von ihren Impulsen fangen. Sie stellt uns das „PERMA-Modell Flourishing“ von Seligman vor. Mit diesem Modell beschreibt er die fünf Faktoren für psychisches Wohlbefinden.

PERMA steht für

Positive Emotionen, Engagement, Relationship (positive Beziehungen), Meaning (Sinn) und Accomplishment (Zielerreichung).

Abschließend gibt Sabine uns noch drei wichtige Dinge mit, auf die es in Sachen „persönliches Wohlbefinden“ ankommt: Entscheidung, Bewusstheit, Fokus. Sie legt uns ans Herz, Dinge zu TUN und von Vergleichen abzurücken. Vergleiche machen unglücklich, sagt sie.

Auf Kassias Frage, was das wichtigste sei, antwortet Sabine: Du. Du bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Nimm dich als wichtigstes.

Die Glücksdusche im Chat für Sabine kommt ungefragt und reichlich, vielen Dank für diese tollen Impulse!

Die erste Pause kommt und ich stelle fest, dass ich in dem Jahr voller Online-Meetings offensichtlich etwas online-aufnahmefähiger geworden bin. Habe ich beim letzten Impulstag noch in jeder Pause das Weite gesucht, um mich vom Bildschirm zu erholen, komme ich jetzt gerne zu den Vitalpausen und bin neugierig auf das, was Regine Ritsert-Dettmer mit uns machen wird. Es werden sehr angenehme, erholsame Pausen.

Ich entscheide mich als nächstes für Prof. Dr. Hartmut Walz, führender Verhaltensökonom und Entscheidungsexperte: „Einfach genial entscheiden – wie Sie mehr Glück und Erfolg ins Leben lassen. Gute Gefühle durch Harmonie zwischen Kopf und Bauch.“ Ich kenne ihn von vielen GABAL  Veranstaltungen und freue mich auf seine Expertise und den feinen Humor. Entscheidungen sind eine schwierige und oft irrationale Sache und dieses Thema ist so wichtig. Ich wünschte, mancher Politiker würde Hartmut zuhören …

Erste Botschaft: Nicht alles, was neu verkauft wird, ist wirklich so neu. Für Entscheidungen gilt: Innovationen sind für die Gesellschaft wichtig. Als Individuen überschätzen wir jedoch oft den Wert und Nutzen von Neuheiten und unterschätzen die Risiken. Deshalb ist es empfehlenswert, nach Heuristiken zu entscheiden. Im Fall dieses Buches heißt die Heuristik: Nimm das, was schon länger am Markt existiert.

Zweite Botschaft: Irreführende Plausibilität – Führen durch Lob oder Tadel. Auf eine schlechte Leistung kommt sehr wahrscheinlich eine gute Leistung. Es gilt das Prinzip „Rückkehr zum Mittelwert“. Ganz viele Dinge kehren alleine zum Mittelwert zurück.

Drei Dimensionen beeinflussen unsere Entscheidungen: Neben der Vernunft und explizitem Wissen (=“Kopf“) und den Emotionen („Bauch“) ist die dritte Dimension die Intuition, das unbewusste Wissen.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist jedoch die Intuition die wichtigste Entscheidungsdimension. Hartmut sagt: „Einfach geniale Entscheidungen sind aufgeschobene intuitive Entscheidungen“ und hält ein großes Plädoyer für das Bauchgefühl im Sinne von Intuition.

Schon bis hierher habe ich mal wieder ziemlich viel mitgenommen. Aber es kommt noch besser, nämlich mit dem Köder-Effekt, auch Decoy-Effekt genannt. Bei beispielweise Kaufentscheidungen wird von findigen Verkäufern zu den beiden Produkten noch ein drittes Angebot, der sogenannte Köder, hinzugefügt. Diese Köder sind mindestens in einem Kriterium schlechter und nicht gleichzeitig in einem anderen besser. Sie verleiten uns bei völlig gleicher Ausgangslage zu unterschiedlichen Entscheidungen.

Doch wie knackt man jetzt den Köder-Effekt?

  1. Wenn es eine überlegene Alternative gibt, diese wählen.
  2. Wenn es keine Alternative gibt, die Köder entfernen. Davon gibt es ggf. auch mehrere.

Uff, das war zum Mitdenken, aber wieder mal sehr genial und hilfreich. Was für ein wichtiges Thema!

Als nächstes wähle ich den Vortrag von Dr. Jörg Schröder „Mit Selbstempathie zum Führungserfolg“. Er hatte mich im Vorfeld „angexingt“ und wir hatten einen kurzen, netten Plausch, sodass ich ihn jetzt live erleben will. Und da sage noch jemand, dass XING nichts mehr bewirkt, denke ich mir. Jörgs Mission ist, dass wir uns – hier spricht er gezielt über Führungskräfte – von der „schlechten Jammerfrequenz“ auf eine neue Frequenz begeben. Beim folgenden Beispiel kommt der Mediziner durch, denn er spricht Führungskräfte auf drei Ebenen an:

Auf der Zellebene ist die wichtigste Dimension für Wirksamkeit in Führung die Selbstreflexion. Es ist wichtig, dass das stärker in den Fokus von HR kommt. Akzeptieren wir uns oder auch Situationen so, wie sie sind. Hören wir auf, immer zu bewerten, selbst wenn mir mal scheitern. „Mit sich selbst befreundet sein“ ist laut Jörg Voraussetzung für Führungserfolg.

Auf der Gewebeebene sollte man immer wieder genau hinschauen: Ist alles in Dur oder Moll? Sind wir im Stimmungstief oder haben wir Spaß? Humor ist psychoneuroimmunologisch (ach, was für ein schönes Wort!) wirksam, Humor wirkt auf das vegetative Nervensystem und Immunsystem.

Eine Führungskraft, die angespannt ist, wird als solche wahrgenommen. Hier kommt das Thema „Embodiment“ ins Spiel: Wenn wir spüren, wie wir uns fühlen und in die Kraft kommen, hat das eine unmittelbare Rückwirkung auf mentale Stärke. Durch unseren Körper können wir unsere Stimmung beeinflussen. Jörg versucht, uns mittels Meditation in die Entspannung zu bringen. Klappt bei mir leider nur mäßig, was sicher nicht an Jörg liegt, sondern an meinen Gedanken an diesen Bericht. Ich überlege mir: Wie bringe ich das denn rüber?

Jörg nennt noch das Thema „Perfektion“ als wichtigen Faktor. Hier können sicher viele mehr Mut zu weniger Perfektion haben. Ich fühle mich beim Thema „Einschlafstörungen“ ertappt. Ein guter Impuls, meinen Abenden wieder mehr Routine zu gönnen, um besser einschlafen zu können.

Ich nehme die drei Punkte aus der Zusammenfassung mit:

Die Entscheidung für den nächsten Workshop ist klar und fällt aufgrund von persönlicher Sympathie und der Tatsache, dass ich Alexandra noch nie live und in Action gesehen habe: Alexandra Hagemann und ihr Vortrag „Authentisch wirken – Ihr kompetenter Auftritt in Live-Online-Trainings“.

Die Struktur bekommen wir direkt angezeigt, uns erwarten vier Punkte.

  1. Warum authentisch?

Live-online-Trainings sind unglaublich anstrengend für uns Trainer:innen. Wir sind supernah sichtbar, müssen multitaskend unterwegs sein. Da ist Selbstfürsorge extrem wichtig. Achten wir auf uns, denn wenn wir selbst nicht gut drauf sind, können wir auch unser Thema nicht gut rüberbringen.

  1. Wie wirke ich souverän?

Um souverän rüberzukommen, können wir online einiges richtigmachen (oder vieles falsch): Kamera muss auf Augenhöhe sein. Wenn wir nach unten schauen, ziehen wir automatisch auch unsere Schultern nach vorne, das entspricht keiner positiven Haltung.

  1. Wie in LOT kommunizieren?

Schwierig für uns Trainierende ist, dass wir in die Kamera schauen müssen, damit sich die TN wahrgenommen fühlen. Wichtig ist aber auch, kontinuierlich Rückmeldungen einzuholen, sei es im Chat oder per Handzeichen in der Kamera etc.

  1. Was tut meine Körpersprache für mein Glück?

Ganz unbescheiden dürfen wir uns hier Usain Bolt, Boris Becker oder auch Sebastian Vettel zum Vorbild nehmen. Die Botschaft hier ist: Lasst uns regelmäßig zwei Minuten Powerposen, das pusht unser Hormonsystem und macht gute Stimmung.

In der Pause bin ich wieder bei Regine Ritsert-Dettmar und genieße die brainLight-Audiomeditation.

Schwierig wird die Entscheidung in der nächsten Workshoprunde: Barbara Messer oder Daniela Landgraf? Barbara kenne ich schon lange und von ihr habe ich schon viel mitgenommen, gerade deswegen gehe ich zu Daniela, die ich noch nie live (online) erlebt habe. Ihr Thema „Mentale Stärke gewinnen – Lerne die 4 Essenzen kennen“ wollte ich schon immer mal hören.

Daniela baut für uns das Haus der mentalen Stärke als Symbol für die Frage „Wo geht’s denn hin?“. Den Weg nach oben symbolisiert das Dach.

Das Haus der mentalen Stärke steht fest auf dem Boden der Resilienz.

Essenz Nummer 1 auf dem Weg zu mentaler Stärke ist die Bewusstheit, verbunden mit der Frage: Wie geht es dir wirklich? Welche schwierigen Situationen hast du in deinem Leben bewältigt und was hat dir geholfen, diese Schwierigkeiten zu bewältigen? Welche Erkenntnisse, welche Fähigkeiten hast du durch diese Krisen gelernt?

Essenz Nummer 2 ist die Akzeptanz. Daniela selbst leidet am Tourette-Syndrom. Erst als sie anfing, ihre Tics zu akzeptieren, wurden diese weniger. Auch Corona ist ein gutes Beispiel: Lasst uns akzeptieren, dass es da ist – ohne Bewertung. Akzeptanz führt zu innerer Zufriedenheit und das führt zu Glück.

Essenz Nummer 3 ist Vertrauen. Vertrauen findet auf verschiedenen Ebenen statt:
Selbstvertrauen: Wie sehr vertraust du dir? Wenn du dir selbst nicht vertraust – wie sehr sollen dir dann andere vertrauen?

Essenz Nummer 4 ist die Freiheit. Das ist zunächst mal ein Gefühl und entsteht in uns selbst und hat viel mit Selbstwert und mentaler Stärke zu tun. Denn nur wenn wir das haben, können wir komplett frei schalten und walten.

Danielas Botschaft ist: Mentale Stärke bedeutet Freiheit im Leben und im Sein. Nehmt alles, was kommt, mit Freude, Leichtigkeit und Herrlichkeit.

Als „final keynote“ kommt Eva Ullmann mit dem Thema: Wenn das die Lösung ist, hätte ich gern mein Problem zurück! Humor als Navigationshilfe in stürmischen Zeiten.
Ich freue mich drauf, mal wieder herzhaft lachen zu können – und werde überrascht. Ich lache gar nicht so viel während der Keynote, finde es aber trotzdem superspannend.

Eva fängt mit der Feststellung an, dass Humor Perspektivwechsel bringt, dass aber die Frage bei online-Formaten ist: Wie bringe ich den Humor in den Raum? Ihr gelingt es zumindest bei mir mit der Aufforderung, ein Zeichen des Lachens in den Chat zu schreiben. Über „Muuuuuaaaahahahahahahahah“, das eine Teilnehmerin schreibt, lache ich mich kaputt.

Humor gibt uns Abstand. Wir brauchen Humor, der Nähe entstehen lässt. Aggressive Formen von Humor, wenn alle am Ende und dünnhäutig sind, ist nicht mehr lustig.

Eva gibt uns zwei Techniken für ungefährlichen Humor mit auf den Weg:

Deuten wir Inhalte um – zum Beispiel, wenn ein Teilnehmer zu spät ins Training kommt.

Nutzen wir Inkongruenzen, indem wir Dinge zusammenbringen, die gar nicht zusammengehören.

Spannend ist, sich anzuschauen, welche Dosis Humor wir brauchen. Wann wirkt Humor? Wann wirkt er nicht? Ich hatte schon geahnt, dass es mit dem Humor gar nicht so einfach würde… In einer Sache stimme ich absolut Eva zu: Humor kann deeskalierend wirken.

Auf Kassias Frage, was immer funktioniert, ermutigt uns Eva nochmal: Humor ist trainierbar.

Das ist doch eine wunderbare Botschaft zum Abschluss dieses tollen Tages. Und eine Teilnehmerin bringt es in der Lobdusche im Chat auf den Punkt: „Vielen Dank – das war ein gehaltvoller Vortrag – gottseidank nicht brüllkomisch  ;-D“

Es war ein schöner Tag und ich bin im wahrsten Sinne des Wortes beglückt. Danke an alle, die diesen Tag vorbereitet und durchgeführt haben!

Julia Kunz

www.juliakunz.de



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