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Headhunter

Autor Jo Nesbo
Verlag sonstige
Seiten 301 Seiten
ISBN 978-3-548-28045-5
Preis 14,95

Uff, diese Geschichte kann fast als Fortbildung für Personalvermittler (Executive Search etc.) durchgehen oder als Benchmark für Coaches und Trainern von Führungskräften oder Beratern in der Chefetage dienen: Das Vorgehen, die kommunikativen Spiele, die Manipulationen eines professionellen (wenn auch psychisch höchst gestörten) Headhunters zeigen recht klar auf, wo ein ethisch geprägter Umgang mit (!) Menschen seine Grenzen zu ziehen hätte. Wobei zitierte Modelle durchaus interessant und wissenswert sind, siehe etwa dieses (S. 64f.):

„Inbaud,  Reid und Buckleys neunstufiges Modell fasst … zusammen, wie man Verdächtigen ein Geständnis entlockt. Es ist eine ungeheuer effektive Methode, die sowohl bei Schuldigen als auch bei Unschuldigen zu Resultaten führte… Rund ein Viertel dieser Fehlurteile basierte auf Geständnissen, die die Angeklagten unter dem Druck des Neun-Stufen-Modells gemacht hatten… Ich setze mir immer das Ziel, einen Kandidaten zu dem Geständnis zu bringen, dass er nur blufft und für den Job nicht geeignet ist. Schafft er es durch die neun Stufen, ohne ein solches Geständnis abzulegen, ist die Annahme berechtigt, dass er sich selbst tatsächlich für qualifiziert hält… Es beginnt in Stufe eins gleich mit der direkten Konfrontation…“

Vieles erinnert an chinesische Strategeme, angewandt wird das System vom Erzähler auch dann, als er erkennt, dass sein Gegenspieler, ein Bewerber, offenbar die neun Stufen bestens aus eigener Anwendung kennt. Wer letztlich gewinnt, müssen Sie schon selbst er-lesen; frappierend jedenfalls die geschickte Dramaturgie des Autors, mit der er Leser hinters Licht zu führen vermag… Das an sich hübsche Wortspiel auf S. 120 mit der Doppeldeutigkeit des englischen „headhunter“ hätte in der Übersetzung ins Deutsche den hiesigen Begriff des „Kopfjägers“ besser vertraten; doch das ist Detail, wenn auch bis in den Titel gehend. Interessant für alle KollegInnen, die Personalmittler sind oder mit ihnen zu tun haben; für die Ethnologen unter uns – und schlicht für alle, die gut recherchierte Unterhaltung in Verbindung mit Dazulernen gut finden: Sozusagen „Entertrainment in bester Gesellschaft“.
 

Hanspeter Reiter