Die stumme Tänzerin
Autor | Helga Glaesener |
Verlag | rororo |
ISBN | 978-3-499-00488-9 |
„Ein Frauenmörder auf St. Pauli, eine weibliche Ermittlungseinheit – und eine Spur, die nicht sein darf“ wird hier verfolgt. Eine neue Serie startend, wie nun einige entstanden sind, im Lichtkranz des Erfolgs von „Babylon Berlin“, die gleiche Zeit beleuchtend:
Frauen in bestimmten Berufen
… sind seinerzeit kaum vorstellbar, wie das schon fürs „Fräulein Ritter“ in „Der nasse Fisch“ und den Folge-Romanen rund um Gereon Rath galt: „Hamburg, 1928: Seit einem Jahr gibt es im Hamburger Stadthaus eine weibliche Kriminalpolizei unter Leitung der resoluten Josefine Erkens. Auch die freiheitsliebende Paula heuert dort an.“ Sehr zum Ärgernis ihrer wohl situierten Eltern. „Als eine Tänzerin ermordet und obszön entstellt wird, gelingt es Erkens, Paula und eine weitere Kommissarin in der bisher rein männlich besetzten Mordkommission unterzubringen. Angeführt wird diese Ermittlungsgruppe von Martin Broder, der gezeichnet ist von den Gräueln des Großen Krieges und der sich schwertut mit den «unfähigen Weibern». Doch die Frauen arbeiten mit präziser Logik und kühlem Witz. Zunächst führen ihre Ermittlungen ins Rotlichtmilieu, als aber ein weiteres Opfer aufgefunden wird, keimt in Paula ein ungeheuerlicher Verdacht auf …“. Denn parallel dazu gilt es, den Blick auf misshandelte Kinder zu richten – gibt es einen Zusammenhang?
Zeichen jener Zeit
Auch Rassismus kommt ins Spiel, wenn etwa ein (höchst seltener) schwarzer Trambahn-Fahrer in Verdacht gerät oder die „Völkerschauen“ ins Spiel kommen (S. 113 z.B.). So versteht es die Autorin, kritische Aspekte jener Zeit mit einer spannenden Handlung zu verweben, mit gut 350 Seiten informativer Unterhaltung, bis hin zu den Modernisierungen bei Mord-Ermittlungen von Kommissar Gennat in Berlin, die auch in Hamburg (langsam, langsam…) Einkehr zu halten scheinen (siehe zum visuellen Gedächtnis und dem Versuch, mithilfe von Porträt-Zeichnungen Verdächtige in den Blick zu nehmen, S. 163 etc.). Die Handlung selbst ist offensichtlich ans Geschehen rund um Jack the Ripper wenige Jahrzehnte davor angelehnt, mit vielerlei offengelegten Bezügen (S. 240f. etc.). Und natürlich die Traumata von Kriegs-Heimkehrern von 1914-18, heutzutage PTBS genannt (u.a. S. 325, Drogen-Konsum inkl., wie von Gereon Rath bekannt). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de