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SAX

Autor Adolf Muschg
Verlag sonstige
Seiten 455 Seiten
ISBN 3406605176
Preis 22,95

Der Roman lässt einen Leser zurück, der, sehr beeindruckt von den Einfällen und überraschenden, um nicht zu sagen: Erstaunen erregenden Wendungen schmunzelnd irritiert den Kopf schüttelt – nicht aus Verneinung oder Widerspruch, sondern weil er sich fragt, was er von dem Gelesenen halten, wie er die Erzählstränge verstehen und ob er denken soll, eine Geschichte gelesen zu haben.

 

Um es gleich zu sagen: Den Text, den Sie auf der inneren Klappe des Bucheinbandes lesen können, können Sie getrost vergessen. Er führt in eine Denkschiene, die zwar möglich, aber doch angesichts des Reichtums des Romans eher dürr ist. Der Text lässt eine kriminalistisch aufbereitete Gespenster- und/oder Fantasystory mit Elementen von Liebesgeschichten erwarten. Ohne diese mentale Bahnung hat der Leser allerdings mehr Genuss und verfolgt die Geschehnisse aufmerksamer – schon allein, weil er öfter verwirrt vom Buch aufschaut und überlegt: Moment, wie das jetzt? Habe ich etwas überlesen? Passiert das real (innerhalb des Romans), oder ist eine Phantasie?

 

Sämtliche Erzählstränge laufen latent oder manifest innerhalb einer alles Geschehen einklammernden Geschichte, und diese oszilliert um drei Freunde und eine Freundin – vielleicht auch zwei Freundinnen mit unterschiedlicher Präsenz – , die aus sozialphilosophischen und politischen Gründen eine Kanzlei gründen und in einen Turm ziehen, in dem es – nun ja – spukt. So jedenfalls der Beginn des Romans, der von der Vätergeneration eröffnet wird. Adolf Muschg verwebt historisch verbürgte Entwicklungen und Ereignisse (international und zeitweise mit Fokus auf die Schweiz) in einem Zeitraum von 1970 bis 2013 (!). Es gibt Anklänge an die (Mythos oder nicht) 68er Generation ebenso wie an die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist (dafür geht es sogar in den Orient). Die Spanne ist breit, der Bogen weit gedehnt.

 

Der sprachlich und gedanklich unterhaltsame, zuweilen lehrsame und bewunderungswürdige Schilderungen von Stimmungen, Umgebungen, Gedankenvollzügen offerierende Autor scheint den Roman mit humorvollem Lächeln, einer Brise Ironie und sanfter Ernsthaftigkeit geschrieben zu haben und zu begleiten – es finden sich zahlreiche Stellungnahmen zu insbesondere politischen, und sozialen wie (techno-) kulturellen Entwicklungen.

 

Kein Zweifel: Das Buch ist so geschrieben, dass der Leser, der mehr als einen Plot in einem Roman sucht, nach der ersten Lektüre das Buch fortlegt, um es einige Tage oder Wochen später erneut zu lesen – erst nach mehrmaliger Lektüre kann er das an Perspektiven und Facetten reiche Panorama en detail erkennen. Bitte lesen!

 

Dr. Regina Mahlmann

www.dr-mahlmann.de

info@dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann