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Tatort Jesus

Autor Eva-Maria Ammon
Verlag sonstige
Seiten 359 Seiten
ISBN 3938489774
Preis 25,00

Eine fünfte Auflage unterstellt, dass es eine enorme Anzahl von Menschen gibt, die ein Buch gekauft, vielleicht gar gelesen haben. Da der Rezensentin diese Zahl nicht vorliegt, kann sie sich wundern oder hoffen. Die Begründung für beide Reaktionen mündete indes eine kommentierte Stellungnahme – die hier nicht beabsichtigt ist. Insofern erfährt der Leser, was er in diesem Buch findet. Allerdings mit dem Geständnis: Ganz verbergen werde ich meine Haltung nicht.

 

Die Autorin – tja, da beginnt das Problem bereits. Die Autorin ist eben nicht die Autorin, sondern eigentlich nur die Schreiberin. Ihrem eigenen Anspruch und ihrer Behauptung gemäß. Sie fungiert als „Channel“, also als Kanal für – Jesus! Jesus oder Sananda Jesus. Denn: „Dieses Buch ist revolutionär. Es schildert das Leben Jesu auf Erden so, wie er es mir erzählt hat. Nein, er hat es nicht nur erzählt. Er hat es mir gezeigt und wieder fühlen lassen, wie es damals war vor zweitausend Jahren.“ (15) Eigentlich ist also Jesus der Autor – sämtliche Bibelwissenschaftler können sich freuen oder einpacken, je nachdem. Wer Jesus nicht hört, wende sich an seinen Channel – hübscherweise zeichnen beide das Grußwort.

 

Es versteht sich von selbst, dass dieses Buch der Szene der Esoterik zugehört. Entsprechend finden sich Plaudereien zur „geistigen Welt“, zum „Channeln“ und vor allem zum Zugang zur „Wahrheit“, hier: von dem Leben von Jesu. Das Revolutionäre liegt – innerhalb der Szene – nicht im Channeln und in Reinkarnationsüberzeugungen, sondern im Inhalt. Es ist ja die „neue Bibel“, das „neue Testament“, und es räumt mit wesentlichen Irrtümern und „Halbwahrheiten“ auf. Zum Beispiel sei Jesus von „seinem Volk“ „nicht gekreuzigt“ worden; er sein kein „Karmaabtreter“, sondern ein „Freiheitskämpfer“. So geht es munter weiter, um den Leser auf eine „multidimensionale Seele“, auf den Text des „neuen Testaments“, auf das Hinaufsteigen in höhere Ebenen vorzubereiten und die „Arbeit mit Licht“ durch „Lichtbringer“ und „Lichtwirker“ zu erläutern und sein Leben (stets in Ich-Form geschrieben) bis hin zu seiner „Himmelfahrt“: eine Fahrt über das Meer und „endlich zu Hause auf der Erde“ zu begleiten.

 

Tja, nett und in der Funktion der Immunisierung immerhin, dass der Channel am Schluss (vor der Eigenwerbung) noch „ein Wort an die Skeptiker“ richtet: „Selbst wenn alles hier meiner Phantasie entsprungen sein sollte, was es für mich nicht ist…. Dann nehme ich und viele andere mit mir dieses trotzdem gerne an. Weil es Frieden bringt, weil es Heilung bringt.“

 

Heiligt (!) der Zweck jedes Mittel?

 

Dr. Regina Mahlmann

www.dr-mahlmann.de

info@dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann