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Die Möbel des Teufels

Autor Heinrich Steinfest
Verlag Piper
ISBN 978-3-492-06315-9

„ Markus-Cheng-Reihe 6): Frau Wolf und Cheng ermitteln | Die außergewöhnliche Krimi-Reihe um einen Wiener Privatdetektiv“ bietet dieses Mal allerdings überraschend wenige und kurze Auftritte des Ermittler-Duos über die deutlich über 400 Seiten: Im Mittelpunkt steht ein anderer Protagonist, der allerdings für die punktgenau gebotenen Ergebnisse der beiden höchst dankbar ist …

Back to the roots
… könnte das Motto dieses hintergründigen, spannenden wie amüsanten Romans sein. Der weit mehr ist als das, was er eh ist: Ein feiner Lokalkrimi, der auch durch vielerlei Sehenswertes in Wien führt, zeitgenössisch wie historisch, wow! Zudem eine Metapher auf Paare, seien es die Detektive, Hauptperson plus Polizistin, schließlich Hauptperson und die erste Frau seines Lebens. Sehr unterschiedliche „Paarungen“ also – und vor allem: eine Reise in die Vergangenheit, in die eigene Erinnerung. So gesehen fast neurowissenschaftliche, wenn auch frei jeglichen Science-Jargons. Nun doch mal kurz zur Story: „Nach 44 Jahren kehrt Leo Prager aus dem Südpazifik zurück nach Wien: Dort liegt seine Schwester Eva zur Identifikation in der Gerichtsmedizin – und für Leo stellen sich viele Fragen. Wer tötet eine Parlamentsstenografin? Ist der Mord politisch, oder liegt das Motiv in Evas streng gehütetem Privatleben? Dass er bei den Antworten von Chengs Frau Wolf Unterstützung erfährt, ist nichts als reiner Zufall. Aber ein glücklicher.“ Weil er beim Büro dort vorbeikommt, das nahe einer anderen relevanten Lokation liegt.

Vielerlei Themen
… sind angerissen, geradezu behandelt, etwa Kurzschrift in diversen Varianten, die eine gewichtige Rolle spielt. Oder Das Verarbeiten von zweierlei Welten, die Insel wie die Großstadt mit allen Facetten. Oder die Wiener Unterwelt, damals wie heute… Technologische Entwicklungen (Mensch und Maschine etwa, S. 158ff. etc.) nimmt der Autor genauso geschickt in den Blick wie – und manche menschliche Unterwegs noch dazu. Dazu das spielerische Umgehen mit Sprache, die wieder kehrenden sidekicks, über die Prager sich Gedanken macht, etwa griechische Mythologie. Und mythisch (oder gar esoterisch, bis spiritstisch-obskur in der Betrachtung von Evas Bücherschrank-Fülle, etwa S. 129f.) wird die Story in manchen Zügen, was das Lesen erst recht vergnüglich macht… Bis hin zu gelegentlichem Aufgreifen des Oeuvres von Heimito von Doderer (Strudlhofstiege usw. – oder Die Dämonen als Titel-Gleichheit mit Dostojewski – S. 182ff. etc.). Und natürlich die Pandemie, die dem Protagonisten vieles erschwert, kaum heimgekehrt: Einfach mal ran! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter