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Einsatz ohne Krieg?

Autor Jochen Maurer / Martin Rink (Hg.)
Verlag V&R
ISBN 978-3-525-33609-0

„Die Bundeswehr nach 1990 zwischen politischem Auftrag und militärischer Wirklichkeit. Militärgeschichte, Sozialwissenschaften, Zeitzeugen (Bundeswehr im Einsatz)“ bietet hier auf weit über 400 Seiten breites Anregen, sich mit unterschiedlichen Perspektiven auseinander zu setzen, sich Gedanken zu machen…

Die Bundeswehr
… wird sehr unterschiedlich gesehen, in der BRD, für mich gut nachvollziehbar: Von meinem Vater, verstorben schon 1979 mit 58 Jahren, aus sowjetischer Gefangenschaft Anfang der 1950er Jahre heimgekehrt, bekam ich vielerlei Anstöße, das „nie wieder Krieg von deutschem Boden aus“ zu inhalieren – wenn auch leider ohne intensive Gespräche darüber, bis hin zu meiner Wehrdienst-Verweigerung. Nun hat sich nach der Wiederbewaffnung viel getan, gerade seit 1990 – deshalb die Perspektive dieses Readers, der auf eine Tagung zur Militärgeschichte zurück geht (58. Internationale 2017 in Potsdam). Fast zwei Dutzend Beiträge sind versammelt, historische – juristische – ethische Aspekte einbringend und hinterfragend: „Diese Einsatzgeschichte der Bundeswehr erzählt von einer Armee im Einsatz, von Einsatzerfahrungen einzelner Soldatinnen und Soldaten und beleuchtet das Verhältnis des wiedervereinigten Deutschlands zum »Krieg«. Befinden sich deutsche Soldaten im Krieg? Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben nicht nur die Streitkräfte, sondern auch den politischen Diskurs über diese Frage verändert. Schon in den 1990er Jahren begleitete das Ringen um eine deutsche Kriegsbeteiligung die Bundeswehr auf ihrem Weg von der »Armee der Einheit« zur »Armee im Einsatz«. Seitdem haben über 380.000 Soldatinnen und Soldaten einen Auslandseinsatz absolviert.“ Doch der Blickwinkel ist zu erweitern:

Komplex und kompliziert
… sind sie jedenfalls, die Missionen der Bundeswehr: „Zu dieser komplexen Einsatzgeschichte der Bundeswehr eröffnet der vorliegende Band Zugänge aus der Perspektive der Militärgeschichte, der Sozialwissenschaften sowie aus der Sicht von ausgewählten Zeitzeugen.“ Basales (Definitionen, etwa S. 31ff. „Was ist Krieg? Was nennen wir Krieg? Siehe etwa damaliger Verteidigungsminister von Guttenberg) wie Vertiefendes, Theoretisches (Soziologisches etwa) wie aus der Praxis ist hier versammelt, bis hin zu den persönlichen Erfahrungen von Beteiligten „Am scharfen Ende des Einsatzes“ (S. 379ff.) und final „Wofür braucht Deutschland Soldaten?“. Das alles hat auch mich durchaus nachdenklich gemacht, der eher strikt auch gegen Friedens-Einsätze votiert hat… Doch wie sind sie sinnvoll (möglich), siehe den eben übel zuende gegangenen Afghanistan-Einsatz, deutlich nach Drucklegung dieses Bandes – oder jener in Mali?! Lesen, denken, dann diskutieren! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter