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Der Tod und das dunkle Meer

Autor Stuart Turton
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50491-0

»Ein unwiderstehlicher maritimer Thriller voll Mord und Verschwörung.« John Harrison, The Guardian. Tja, Thriller – oder doch Fantasy, gar Dystopie? Leser mag sich darauf einlassen – und dann entscheiden …

Mitten auf dem Ozean
…ist eine Gruppe Menschen unterwegs, quasi eingesperrt, in ihren jeweiligen „Räumen“: Gehobene Klasse rund um den Gouverneur von Batavia auf dem ins Top-Management der Ostindien-Kompagnie – weiter zahlende Passagiere auf der Überfahrt – und dann die Besatzung, alle voller Ängste und Triebe. Und mittendrin „Tom“ als quasi der leibhaftige Tod oder Teufel… „1634: Ein Schiff auf dem Weg von Indonesien nach Amsterdam. Eine dunkle Prophezeiung und ein Detektiv, der selbst Gefangener ist. Samuel Pipps und Arent Hayes stehen vor dem Fall ihres Lebens, denn der Teufel ist mit an Bord. Aberglaube, Hexenjagd, Machtgier – Stuart Turton führt uns ins dunkle Meer der menschlichen Abgründe.“ Glaube an Religion wie an finstere Mächte, dringend gebrauchtes wie auch häufig missbrauchtes Vertrauen – und wer spielt nun welche Rolle, zwischen engen Kabinen und Verließen, in Flaute wie im Sturm?

Glaube, Verrat und Entwicklung
Zugleich ist das eine Art Bildungs-Roman, denn Arent entwickelt sich auf diesen 600 Seiten, kann mehr und mehr eigenständig überlegen und handeln – und erfährt immer mehr über sich und seine Herkunft: Für manchen an Bord zum wahnsinnig Werden, von Mord zu Mord… Und schließlich zeigt sich, dass dies doch genau das ist, was schon der Untertitel andeutet: ein Kriminalroman, diesseits mystischer wie esoterisch-spiritueller (Schein-)Gegebenheiten… Spannend, unterhaltsam, nachdenklich machend – und informativ, sich hinein zu begeben in Gesellschafts- und Wirtschafts-System(e) mitten im 17. Jahrhundert, auch zur Rolle von Frauen seinerzeit – und seien sie auch noch so erfinderisch (die Tochter des Gouverneurs, siehe S. 130ff. etc.) Ein Talisman führt dazu, eine wichtige Beziehung zwischen zwei Männern aufzudecken, wie sie seinerzeit wohl üblich war, einander wechselseitig als Erben einzusetzen (S. 196f. etc.). Fein zudem das Spiel mit Narrativen: Berichte über gelöste Fälle wie später über jene von Sherlock Holmes ziehen ihre Runden und beeinflussen, was und wie über Pipps gedacht und geredet wird (S. 64f. etc. – oder auch sein wechselhaftes Tun S. 290f. etc.). Was sich als höchst bedeutsam erweisen wird für den Plot  … Aufklärend und einordnend von Fakt und Fiktion für die Leserschaft ein kurzes Nachwort als „Entschuldigung an die Geschichte und das Schifffahrtswesen“ (S. 603ff.). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter