Sensibel
Autor | Svenja Flaßpöhler |
Verlag | Klett-Cotta |
ISBN | 978-3-608-98335-7 |
„Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren“ sinniert die Autorin über 230 Seiten entlang, geht weit zurück in der Geschichte (u.a. der Philosophie) und zitiert plus diskutiert diverse Stimmen dazu.
Empathie & Co.
So sehr sie gefordert wird, so sehr ist sie auch gefordert – das ist mein Versuch eines Wortspiels als Fazit dieser Gedanken-Anstöße. Hierum geht´s: »Sensibilität ist eine zivilisatorische Errungenschaft. Im Kampf um Anerkennung unterdrückter Gruppen spielt sie eine wichtige Rolle. Aber sie kann auch vom Progressiven ins Regressive kippen. Über diese Dialektik müssen wir nachdenken, um die gesellschaftliche Polarisierung zu überwinden.« Mehr denn je sind wir damit beschäftigt, das Limit des Zumutbaren neu zu justieren. Wo liegt die Grenze des Sagbaren? Ab wann ist eine Berührung eine Belästigung? Svenja Flaßpöhler tritt einen Schritt zurück und beleuchtet den Glutkern des Konflikts: die zunehmende Sensibilisierung des Selbst und der Gesellschaft. Menschheitsgeschichtlich steht die Sensibilisierung für Fortschritt: Menschen schützen sich wechselseitig in ihrer Verletzlichkeit, werden empfänglicher für eigene und fremde Gefühle, lernen, sich in fremde Schicksale hineinzuversetzen und mit anderen zu solidarisieren.“ So zeichnet sich der Mensch besonders (aus) – doch …
Für & Wider
…“doch diese Entwicklung hat eine Kehrseite: Anstatt uns zu verbinden, zersplittert die Sensibilität die Gesellschaft. Erleben wir gerade den Kipppunkt fortschreitender Sensibilisierung? Svenja Flaßpöhler erzählt die Geschichte des sensiblen Selbst aus philosophischer Perspektive, beleuchtet die zentralen Streitfragen der Zeit und arbeitet den Grund für die prekäre Schieflage heraus: Weil die Widerstandskraft bis heute mit kalter Verpanzerung assoziiert wird, gilt sie als Feindin der Sensibilität. Aber stimmt das? »Sensibel« ist ein hochaktuelles, philosophisches und gleichzeitig unterhaltsames Buch, das die Sensibilität dialektisch durchleuchtet und zu dem Schluss kommt: Die Resilienz ist die Schwester der Sensibilität. Die Zukunft meistern können sie nur gemeinsam.“ Und wie war das gleich mit der Empathie, dem Sich-Einfühlen in andere Personen? Das sind die Überschriften der neun Kapitel (plus Einleitung und Schluss), Lern-Häppchen quasi: Prozess der Sensibilisierung * Die Kraft der Wunde * Das Jahrhundert der Empathie * Die Gewalt in uns * Trauma und Trigger * Sprachsensibilität [ein Zug der Zeit, doch voller Historie …] * Die Grenzen der Einfühlung * Gesellschaft und Sensibilitäten * Abstandsregeln – auch in Zeiten wie diesen, doch generell! Eine Fülle an Gedanken zum eigenen Weiterdenken. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de