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Das Wunder von Runxendorf

Autor Michael Wäser
Verlag Dielmann
ISBN 978-3-86638-286-2

„Ein Mörder-Roman“ ist hier angekündigt – und der wird auch geliefert: Ein Krimi noir von 220 Seiten, ziemlich lapidar berichtend, was manchem Leser ein „läuft kalt den Rücken runter“ verschaffen wird …

Fußball als Fassade
Mit dem Titel lehnt sich der Autor natürlich Augen zwinkernd an „Das Wunder von Bern“ an – schließlich wurde Deutschland (nach 1954 zum zweiten Mal) Fußball-Weltmeister, das auch noch im eigenen Land (anders als beim trotzdem so benannten Sommermärchen 2006). Grauenvoll, was ein Mensch sich ausdenkt, sein Standing bei den Nachbarn zu verbessern: Missbrauch, im Grunde pädophil – plus Mord zum Verschleiern der brutalen Straftaten… „Michael Wäser hat sich auf eine verstörende Zeitreise in die bundesrepublikanische Provinz der Siebziger Jahre begeben und die dunkle Grundierung unter der vermeintlichen disco-Ungezwungenheit freigelegt: Gewalt, Alkoholsucht und Missbrauch als Rückzugsgefecht des ländlichen Patriarchats… In einem kleinen saarländischen Dorf während der Fußball-WM 1974 setzt der Ex-Bergmann Müller mit seinem Sohn Gerald und einem unerwarteten Helfer einen grausamen Plan in die Tat um. Denn was zunächst im frisch eingerichteten Party-Keller mit nagelneuem Farbfernseher der WM-Geselligkeit dienen soll, wird mehrere junge Frauen das Leben kosten.“ Und den Sohn die Freiheit, das sei verraten – ist schlicht früh erwartbar, deshalb verzichte ich auf Spoiler-Alarm. Interessant die Erzähler-„Person“ als dritte Perspektive neben jener von Gerald und der Täter-Gruppe, deren Rolle erst zum Schluss aufgedeckt wird – und die das Geschehen schließlich noch in einem anderen Licht erscheinen lässt … In jenem zeitgenössischer Pädophilen-Zirkel mithilfe von Darknet & Co. ein erschütternder Blick in früher durchaus denkbares Übel!

Zu Autor und Oeuvre
„Nach seinem Roman »In uns ist Licht«, der zur Hälfte ins Biedermeier sowie in die Pariser und Berliner Porzellanproduktion, zur Hälfte in zeitgenössische Asylanten-Alpträume führte, und dann seinem Roman »Familie Fisch macht Urlaub« über eine Erfurter Hausmeisterfamilie, die 1961 ausgerechnet die Schließung der Mauer zur Republikflucht aus der DDR nutzt, wartet Michael Wäser nun mit einer Mord-Serie auf.“ Uff, schon heftig – noir eben! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter