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Screenshots

Autor Katrin Lange / Nora Zapf (Hg.)
Verlag ET+K
ISBN 978-3-86916-815-9

„Literatur im Netz“ bietet diverse Perspektiven zu einer neuen, inzwischen vielfältig etablierten Kategorie geschriebener (und letztlich auch gesprochener!) Sprache im Internet. Mit zwei Dutzend Beiträgen auf knapp 200 Seiten in vier Kapiteln: Kurz gesagt: Über kleine Formen * Das Ich. Das Ich? Neue Autorschaften * Kybernetik als Dichtkunst: Elektronische Schreibverfahren * Politische Interventionen: Das Internet als Agora.

Literatur im Internet
…hat schon wieder eine eigene Historie – und zerfällt in verschiedene Genres, gewohnt Literarisches einerseits spiegelnd, auf der anderen Seite neue Wege beschreitend: „Wir halten die Timeline an und machen einen Screenshot: Was für neue Literaturen, welche Verfahren und Autorschaften, welche politischen Interventionen haben ihren Ort im Digitalen gefunden? Dieser Band gibt einen Einblick in die neuen Schreibweisen im virtuellen Raum. Instagram oder Facebook, Twitter oder Blogs: Hier entstehen neue kreative Textformen, die in ein Zeichen-Limit passen oder durch Likes und Shares weiter wachsen.“ Womit schon mal angedeutet ist: hier passiert viel Interaktives – wie auch gemeinschaftliches! „Literatur ist längst nicht nur das, was zwischen zwei Buchdeckel passt. Sie entsteht digital, dynamisch, oft kollektiv oder im Dialog mit Leser*innen und mit einer ganz eigenen Poesie. „Screenshots. Literatur im Netz“ geht aus einer Tagung der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturhaus München hervor.“ Also ist dies (auch) ein Tagungsband. „Wie gut, wie neu, wie wichtig ist diese Literatur im postdigitalen Zeitalter, wurde dabei gefragt.“ Und ist hier fein nachvollziehbar versammelt.

Genres, Themen & mehr
In der Tat: „Der Band fokussiert diese Fragen auf vier Themenkomplexe: In welcher Tradition kleiner Formen stehen diese Texte? Welches ist das „Ich“, das in ihnen spricht? Welche neuen Verfahren der Bot-Literatur und der durch Algorithmen bestimmten Texte gibt es? Und schließlich: Welche neuen Formen politischer Intervention werden in ihnen erprobt? Literarische Kurztexte und Aufsätze stehen nebeneinander, denn die besten Autor*innen der Statusmeldungen und Tweets sind oft zugleich ihre ersten Theoretiker*innen.“ (Mindestens) doppelter Blick also für die Leserschaft: Der auf (primäre) Literatur im Netz – plus (sekundär) über eben diese. Praxis und Theorie?! Ja, zum Dritten: Literatur über die Literatur im Netz – im Internet veröffentlicht, teils jedenfalls (Blogs & Co.). Hier ein paar Stichworte zu meinen Eselsohren (sorry, und: sic! Ja, für mich haptisch-visuell beim gedruckten Buch  …): Aphorismus und Twitter (S. 31f.), Ableitung: Wiederholung mit Wendung (S. 51f.), Echt-Person und anonym etc. (S. 64ff.), Ursache-Wirkung bei gemeinsamem Schreiben (plus andere Interaktionen!) (S. 83f.), search-inside und Urheberrecht (S. 124f.), copycat/Verbreitungsformen (S. 173f.), wer mit wem verbandelt – wie (S. 188f. und davor). Voila, eine Menge Themen, vielerlei Herausforderungen für „die Literaturwissenschaft“! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter