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Worte und Wunder

Autor Ann-Sophie Kaiser
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-26309-2

„Schicksalsroman einer Buchhandlung“ Ende der 1940er Jahre in Berlin auf knapp 350 Seiten. Ein Thema der Zeit offenbar, siehe die parallel herausgebrachten Bände „Die Buchhändlerin 1+2“ über eine Buchhandlung in Frankfurt, etwa zur selben Zeit…

In der entstehenden BRD
…ist das Leben absolut heraus fordernd – und die Nazi-Zeit durchaus noch arg präsent: Sei es in Erinnerungen an die Juden-Verfolgung genauso wie im Denken vieler (versteckter) Alt-Nazis – oder in unmittelbaren Kriegsfolgen durch amerikanische Besatzung (S. 130ff. etc. – Comics inkl. ;-) …) wie Vermissten oder PTBS bei (endlich) Wiedergekommenen (S. 218f. etc.)… All das beleuchtet im Spiegel einer Buchhandlung: „Es geht ums Überleben, aber die junge Ruth, Tochter einer Buchhändlerfamilie, weigert sich, nur an die Butter fürs Brot zu denken. Der Vater hat für die Literatur gelebt und tüchtig war er auch. Er wollte den Namen der Familie großmachen. Die Buchhandlung erweitern. Schlimm, dass er mit ansehen musste, wie der altehrwürdige Laden am Rathaus Schöneberg ausbrannte. Das war, als würde das Feuer auch an ihm fressen. Friedrich war sein Hoffnungsträger, Ruths Ideen hat er nicht gehört. Aber jetzt ist sie am Zug. Sollen die anderen Kartoffelschalen abkochen. Berlin braucht Stimmen und Geschichten. Berlin braucht Fantasie. Die dunklen Jahre sind vorbei. Die Buchhandlung Klinger hat überlebt …“ und tut sich durchaus schwer mit der neuen Zeit und dem Verhalten der Berliner, wie sich zeigen wird. Doch nach vielen Wirren und Wehen zeigt sich im Epilog ein Jahrzehnt später: gute Aussichten …

Buch in Verlag und Handel
Wer sich mit jener Zeit informieren möchte, wird sich bestens aufgehoben fühlen mit diesem historischen Lokalkrimi. Wie auch alle, denen die Buch-Branche ein wenig am Herzen liegt! Denn deren Entwicklung wird mit beleuchtet, sei es Verlag, sei es Journalismus, sei es (und vor allem) Buchhandel, sehr interessante historische Einblicke, siehe etwa S. 164 usw. zu Paperbacks oder S. 288f. das frühe Buch-Kaufhaus. Ach ja, vielleicht ist gar Autobiografisches der Autorin eingeflossen, siehe die Widmung „Für meine Großeltern“ …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter