Memes
Autor | Joanna Nowotny / Julian Reidy |
Verlag | transcript |
ISBN | 978-3-8376-6124-8 |
„Formen und Folgen eines Internetphänomens“ schließt auf mehr als 250 Seiten (inkl. Anhang) ein Desiderat in Zeiten von Internet-Mythen…
Memesis
…bildet das Autoren-Duo ein wenig Augen zwinkernd als Gattungsbegriff, fürs Geschehen im Internet. Sicher durchaus bewusst der Anklang an Nemesis: Wer weiß, was daraus noch alles sich entwickeln wird… Denn „Memes dienen nicht nur der popkulturellen Unterhaltung oder der Kunst, sie werden auch in der Politik, in lokalen und internationalen Wahlkämpfen oder auf Demonstrationen verwendet. In ihrer typischsten Form sind sie Text-Bild-Gefüge, die sich digital mit viraler Geschwindigkeit verbreiten und transformieren. Joanna Nowotny und Julian Reidy nehmen sich dieses Internetphänomens aus kulturwissenschaftlicher Perspektive an. Sie betreten Neuland, indem sie einzelne Memes kasuistisch analysieren und ihre Erkenntnisse systematisieren, um diese digitale Kommunikationsform definitorisch neu zu bestimmen – in stetem Bezug zu anderen digitalen Phänomenen wie dem trolling.“ Und da sind wir eben aufseiten von bewusst manipulativer politischer Einflussnahme, siehe S. 150ff. drei fließend ineinander übergehende Kategorien, visualisiert S. 151 … Doch auch im Sinne positiven Wirkens lassen sich viele Beispiele finden, variantenreich, etwa zu CoVid19 und Kinderlied (S. 62f.).
Alles wie Comics
….oder zumindest viele dieser Auftritte in Bild-Text-Kombination, so eine zentrale und häufig wieder kehrende Folgerung dieses Buchs, ausgehend von dieser Passage früh im Text (S. 30): „“Damit erinnert der Meme an einen Comic, auch wenn der Text hier nicht in einer Sprechblase platziert ist, sondern frei durch das Bild schwebt. Auch dieses Stilmittel ist aus dem Medium Comic bekannt, auf das sich viele Exemplare der Gattung meme beziehen…“. Die Bezüge werden noch enger gefasst: „…die multimodale Comicanalyse im Speziellen hat ein Instrumentarium entwickelt, das im Hintergrund unserer Überlegungen steht“ (S. 66f.). Insbesondere Rage-Comics bringen die beiden Genres noch näher zusammen (S. 72ff.). Superhelden-Comics dien(t)en vielfach als Ausgangspunkt u.a. für US-amerikanische Wahlkampf-Memes (S. 122ff.). – Dazu passte bestens, dass einer der Max-und-Moritz-Preisträger 2022 Jeff Chi ist, als einem von drei Debüts, übrigens alle drei ausgezeichnet (und mit je 1.000 € Preisgeld ausgestattet, beides Ausnahmen): Who´s the Scatman? Hier geht es um einen stotternden Jazz-Pianist – entstanden aufgrund eines Youtube-Memes in Form eines klandestinen Hinweises darauf, er habe durch entsprechenden Refrain seine Behinderung als Geschenk zu verstehen gelernt. Meme again…
Inhalte im Überblick
1. Einleitung: »Der Multimediarausch findet nicht statt« 2. Referenzialität: Lokale Meme-Kultur global vernetzt 3. Humor: Von Pandememes und Wortwitzen, Humortheorien und Subversion 4. Politik: Das ›politische‹ meme zwischen Aktivismus und Sabotage, Aktivität und Passivität, ›links‹ und ›rechts‹ 5. Intermezzo: Memes und der (politische) Mainstream Kriegsverbrecher und Nobelpreisträger 6. Kanonisierung: Know your meme I: Die Memesis und der Kanonbegriff 7. Fazit (u.a. S. 230f. erneut zu Memesis). Fein etwa „Ein meme über den Lebens- und Popularitätszyklus von memes“ S. 188. Wie Sokrates und Schophenhauer als frühe „Vorgänger“ oder Vorbereiter von Memes interpretierbar sind, siehe u.a. S. 204f.
Viel Vergnügliches wie Informatives auch für Weiterbildner jeglicher Couleur, etwa unter dem Gesichtspunkt von Visualisierung …. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de