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Kooperationen erfolgreich gestalten

Autor Arthur Zimmermann
Verlag sonstige
Seiten 386 Seiten
ISBN 978 3 7910 2974 0
Preis 39,95 Euro

Arthur Zimmermann spricht von überorganisationalen oder interorganisationalen Kooperationen, präzise: Kooperationssysteme, Netzwerke, Wertschöpfungsgemeinschaften. Diese Begriffe verwendet er synonym; die Wahl scheint sich danach zu richten, welchen Aspekt er betonen möchte. „Kooperationssystem“ exponiert die Momente „Zusammen“ oder „Gemeinsam“ sowie die Denkfigur des Systemischen; „Netzwerke“ lenkt den Blick auf das grundsätzlich Hierarchiefreie und damit auf den Aushandlungsprozess und Vertrauen als Bedingung der Möglichkeit, in Netzwerken zielgerichtet zu agieren; „Wertschöpfungsgemeinschaft“ verweist auf die Ausrichtung der Kooperation auf Nutz- und Mehrwert (politisch, ökonomisch, ideell).

Der Autor kontrastiert und pointiert sein Grundmodell und dessen ideelle Verankerung, indem er das vermeintliche Gegenmodell in groben Strichen zeichnet: traditionelle Betriebsführung (Linearität, Unternehmen als „geschlossene“ Institution) und homo oeconomicus. Auch wenn beides, Modelle wie Praxis, seit gut 30 Jahren in Verruf geraten und stark relativiert wurde (nicht zuletzt durch Nobelpreisträger Selten und zeitgenössische Stimmen der behavioral economics) – die Kontrastierung sollte der Leser als heuristischen Winkelzug sehen, um das eigene Modell scharf konturieren zu können. 

Bei der Konturierung bleibt es keinesfalls. Kenntnisreich, mit knappen Zusammenfassungen von Modellen bzw. einzelnen Komponenten, deren sich Arthur Zimmermann bedient, ferner mit ausgewählten Literaturhinweisen und informativen Fußnoten (die wertvoll sind, weil sie die Herkunft eines Aspekts andeuten, etwa Postmoderne, Arbeits-, Sozialpsychologie) sowie mit einer Fülle von Beispielen stellt der Autor im ersten Teil seine Grundidee, einschließlich der Puzzle-Teilchen, vor. Sie münden in ein „Managementkonzept“, das an die (individuellen, kollektiven) Akteure hohe Ansprüche stellt. Die Tour d`Horizon durch Theorien verlangt einen Leser mit Vorwissen (auch, um die Ausführungen kritisch begleiten zu können) und der Überzeugung, dass es sich lohnt, den Blickwinkel von der Führung einer „geschlossenen Organisation“ auf die „Steuerung“ eines Kooperationssystems, eines Netzwerks zu verlagern.

Nicht alles ist neu. In manchen Passagen des Buches notiert Arthur Zimmermann (meist in einer Fußnote), dass gerade fundamentale Aspekte sowohl in geschlossenen als auch in Kooperations-Systemen nötig sind, etwa Vertrauen, Bereitschaft zu lernen, wechselseitiger Respekt, das konstruktive Aushalten der Differenz von individuellen und kollektiven Zielen. Jedoch potenziert sich die Relevanz dieser Bedingungen der Möglichkeit in Kooperationssystemen. Freilich gibt es auch Eigenheiten von Netzwerken, vor allem die Idee, Hierarchie grundsätzlich (quasi als paradigmatische Setzung) durch Aus-, Verhandlung zu ersetzen. Bei aller Idealität und Begeisterung verliert der Berater und Dozent den Blick für das Allzumenschliche nicht. Er erwähnt vorzugsweise jene Emotionen und Verhaltensweisen, die das Zusammenarbeiten in überorganisationalen Systemen erschweren. Wer hier erwartet, dass dies psychologisch vertieft wird, muss sich bescheiden und andere Literatur aufsuchen. Denn das führte zu weit weg vom Anlass und Thema des Buches. Allerdings leitet der Autor seine psychologischen Überlegungen jeweils her, sodass sie nachvollziehbar und – s.u. – „behandelbar“ werden.

Die Tonalität der Ausführungen und grafische Aufbereitung von Gedanken mutet empathisch-nüchtern an und hält den Leser am Buch. (Insbesondere das Kapitel zu „Lernen“ zeigt, dass der Autor Kopf und Herz verbindet.)

Dem ersten Teil folgt ein zweiter. Dort lernt der Leser die fünf „Erfolgsfaktoren“ kennen (Kooperation, Strategische Orientierung, Steuerung, Lernen, Parallelwelten), sowohl in der Form von Erörterungen, Herleitungen, Begründungen für ihre Bedeutung, als auch in der Form, dass der Autor jedem Erfolgsfaktor „Instrumente“ zuordnet, die stets derselben Struktur folgen und Varianten deklinieren, wie off the job und on the job individuell oder kollektiv die Wahrscheinlichkeit erhöht werden kann, dass die Voraussetzungen, einen Erfolgsfaktor als einen solchen nutzen zu können, erhöht werden.  

Insofern bedient Arthur Zimmermann beide Interessen: Er skizziert Entstehungs- Begründungs- und Geltungskontexte gedanklich (theoretisch, konzeptionell, abstrakt), und er demonstriert, wie mit dem Modell praktisch gearbeitet werden kann.

Ein sehr zu empfehlendes Buch – auch jenen Personen, die sich mit „geschlossenen“ Organisationen befassen; denn diese vereinen heute häufig Linien- und Projektarbeit. 

Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann